Wie die Schwimmoper für fünf Tage zur Kletterhalle wird

Für das Superfinale der HardMoves wird seit Dienstag auf dem Wasser eine Wand gezimmert.

Wuppertal. Als vor Jahren noch nach einer neuen Nutzung für die denkmalgeschützte Schwimmoper gesucht wurde, war ein Kletterzentrum im Gespräch. Seit Dienstagabend ist das zumindest für fünf Tage Wirklichkeit geworden. In der atemberaubenden Schwimmhalle laufen derzeit die Aufbauarbeiten für das Superfinale des weltgrößten Boulder-Teamwettkampfs — die HardMoves.

„Die Zusammenarbeit mit den Kletterern ist hervorragend, das ist alles sehr professionell“, sagt Badleiter Michael Borbecker, der mit seinem Personal in diesem Fall als Gastgeber nur hilfsbereiter Zaungast ist. Deutsche Schwimmmeisterschaften, Bergische Seifenoper und Oscar-Nacht hat er in „seinem“ Haus schon erlebt. Jetzt zückt er wie ein Tourist immer wieder seine Kamera, um festzuhalten, was da auf der Wasserfläche Einmaliges entsteht.

Christian Popien, Geschäftsführer der Wupperwände

Auf einem aus kanisterähnlichen Schwimmmodulen zusammengesteckten, etwa 17 mal fünf Meter großen Ponton sind Gerüstarbeiter dabei, die sechs Tonnen schwere Stahlrohr-Unterkonstruktion für die Kletterwände zusammenzustecken. An denen werden am Samstag die Besten der Besten — darunter Deutsche Meister und Weltcupteilnehmer — bis zu sieben Meter hoch über dem Wasser hangeln. Alles ist haarklein statisch berechnet. Der Bauleiter einer Frankfurter Spezialfirma achtet mit Plänen in der Hand akribisch darauf, dass jede Stange richtig sitzt.

„Das sind echte Industriekletterer, einige davon arbeiten sonst auf Windrädern“, sagt Christian Popien, der hier mit seinem Partner Arndt Wilmanns der eigentliche Chef ist. Für die Geschäftsführer des Kletterzentrums Wupperwände und der Climb-Inn-Klettersport GmbH ist es die Verwirklichung einer Vision, die sie hatten, seit ihr Wettkampf von Jahr zu Jahr mehr Teilnehmer aus deutschen und internationalen Kletterhallen anzieht.

„Wir erschrecken manchmal selbst über die Dimensionen, dessen, was wir ausgelöst haben“, versichert Popien, während auf der anderen Seite des Beckens Helfer dabei sind, aufblasbare Schwimmer zusammenzubinden, um eine zusätzliche Fläche für Zuschauer zu erhalten.

1600 werden es am Samstag Abend inklusive Teams und den 150 ehrenamtlichen Helfern sein. Viele Hundert weitere wären gerne dabei gewesen. 150 zusätzliche Karten, die nach erteilter Sondergenehmigung Mittwoch früh via Internet in den freien Verkauf gingen, waren binnen Minuten ebenfalls weg. Die Nachfrage war so groß, dass der Server zusammenbrach.

Ein ähnliches Event hat es in einer Schwimmhalle noch nie gegeben. Es ist das Sahnehäubchen des Wettkampfs mit 29 Teams, der am Mittag von 12 bis 17.45 Uhr zunächst in den Wupperwänden steigt. Nur die sechs Besten dürfen dann ab 19.30 Uhr ihre Cracks in der Schwimmoper erneut in die überhängenden Bretterwände schicken.

Ein Wahnsinnsspektakel, da ist sich Popien sicher: Videoleinwände in der Halle, Livestream im Internet, Fernsehübertragung, Lichtshow — und die Wand selbst wird vom Wuppertaler Graffiti-Künstler Martin Heuwold gestaltet. „Wir würden uns freuen, wenn sie anschließend auch noch woanders aufgebaut wird, auf dem Hamburger Hafengeburtstag oder der Kieler Woche etwa“, sagt Popien. Fantastereien? „Auch das hier hätten wir uns vor einem Jahr noch nicht vorstellen können, nun hoffen wir erst einmal, dass alles gut funktioniert.“

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