Sterbebegleitung Wie die Wuppertals Hospizdienste in Corona-Zeiten arbeiten

Wuppertal · Besuche und andere Angebote unter neuen Bedingungen.

 Corona bedeutet für die Hospizdienste eine Herausforderung.

Corona bedeutet für die Hospizdienste eine Herausforderung.

Foto: dpa/Jonas Güttler

Sterbende nicht allein zu lassen, das ist das Motiv der ambulanten Hospizdienste. Zu Beginn der Corona-Pandemie war das besonders schwierig. Inzwischen finden Besuche und andere Angebote unter neuen Bedingungen statt.

Als die Infektionszahlen im Frühjahr stiegen, wurden die Pflegeheime für Besuche geschlossen. Die Begleitung für Sterbende war ausgenommen. Aber statt ehrenamtlicher Hospizhelfer übernahmen die Besuche meist die hauptamtlichen Koordinatorinnen, die sonst organisatorische Aufgaben haben und die Ehrenamtler betreuen: „Ich habe ganz viele Sterbebegleitungen selbst gemacht“, berichtet zum Beispiel Christel Brinkmann vom Christlichen Hospizdienst im Wuppertaler Westen.

Bei der Betreuung der Angehörigen und Trauernder lief viel über das Telefon. „Man hat gemerkt, dass die Menschen unter einem hohen psychischen Druck stehen“, sagt Christel Brinkmann. Beim Hospizdienst Pusteblume haben einzelne Ehrenamtler per Telefon Kontakt zu Mitgliedern der Trauergruppe gehalten. Und am Tag des eigentlichen Treffens erhielten die Gruppenmitglieder eine Postkarte.

Einige Hospizdienste organisierten Einkaufshilfen für ältere Menschen: „Wir dachten uns: Koordinieren können wir“, erzählt Christel Brinkmann. Dafür hätten sich auch viele junge Menschen gemeldet, seien einkaufen gegangen und hätten andere Besorgungen erledigt.

Katharina Ruth vom Hospizdienst Pusteblume sagt: „Wir haben außerdem engen Kontakt zu den Hospizhelfern gehalten, gefragt, wie es ihnen geht, berichtet, was der Hospizdienst macht. Das kam sehr gut an.“ Die neue Tradition der sogenannten „Freitagsmails“ behalten sie daher bei.

Inzwischen gehen auch Ehrenamtler wieder zu Sterbenden nach Hause und in die Heime. Um mögliche Infektionsketten kurz zu halten, hat zum Beispiel der Hospizdienst im Wuppertaler Westen Ehrenamtler festen Pflegeheimen zugeordnet. Die Besuche bleiben aufwändiger: Sie müssen sich registrieren lassen, Temperatur messen, Masken tragen, eventuell Handschuhe und Schutzkittel. Und Abstand halten. „Das ist erstmal für einen selbst befremdlich, sagt Anke Kaufmann vom Hospizdienst Lebenszeiten. Und natürlich auch für die Besuchten. Durch die Maske fehle die Mimik: „Da bleibt nur noch das Strahlen der Augen.“

Verzicht auf Berührung gerade für Menschen mit Demenz schwierig

Auch Katharina Ruth sagt: „Das erzeugt Distanz. Und für Menschen mit Demenz und für Schwerhörige, die auch von den Lippen ablesen, ist es eine Katastrophe.“ Dass Berührungen nicht sein sollen, sei schwierig, gerade bei Menschen mit Demenz. „Das ist ja ein Grundbedürfnis.“ Christel Brinkmann erklärt, man müsse versuchen, anders Nähe herzustellen, nennt als Beispiel, dass sie einer Patientin auf dem Handy die von ihr geliebten Marienlieder vorgespielt hat. Und Katharina Ruth sagt: „Ich glaube, auch die reine Präsenz hilft. Die Menschen spüren, dass sie nicht allein sind.“

Einige Ehrenamtler haben sich aktuell zurückgezogen, weil sie das Risiko für sich selbst scheuen. „Wir haben noch genug Helfer, auch wenn die Decke dünner geworden ist“, sagt Katharina Ruth. Aber bald sei der nächste Kurs zu Ende, so dass es neue Freiwillige gebe.

Auch die Ausbildungskurse waren zunächst gestoppt worden, liefen zum Teil als „Webinare“, also über das Internet weiter. Inzwischen haben die Hospizdienste größere Räume mit Platz zum Abstandhalten gefunden. Auch für Veranstaltungen wie Treffen für Trauernde, Vorträge und Kurse in „Letzter Hilfe“. Dabei ist die Zahl der möglichen Teilnehmer kleiner und alle müssen sich anmelden.

Wie die Sterbebegleitung in Corona-Zeiten gelaufen ist, wollten sie im November bei einem Reflexionstreffen noch mal diskutieren, kündigt Katharina Ruth an. „Die Lösung kann nicht sein, dass wir die Schwächsten wegsperren“, findet sie. Die „Kollateralschäden“ seien für einige Betroffene schlimm gewesen, wenn etwa Angehörige nicht bei Sterbenden sein konnten. Für eine solche Situation müsse man in Zukunft andere Wege suchen. „Wir wollen nicht, dass Sterbende allein bleiben.“

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