Wer oder was ist überflüssig?

Jürgen Scheugenpflug ist Wuppertaler Kabarettist und Leiter der Kabarett-Academy. In seinem satirischen Wochen-Rückblick kommentiert er Ereignisse aus dem Stadtleben.

Wenn eine Sache zu klären ist, bildet man einen Ausschuss. Ein Gremium, zusammengesetzt aus möglichst qualifizierten Personen, bearbeitet eine fachliche Fragestellung und kommt, sofern es optimal läuft, zu einem Beschluss. Der Umweltausschuss der Stadt Wuppertal lehnte jedenfalls vergangene Woche den Sparvorlage zum HSK in Bezug auf Umwelt, Grünflächen und Forsten zu recht mehrheitlich ab. Ob nun die Vorlage brandneu war, oder man das Pamphlet vorher nicht richtig gelesen hatte, ist nicht überliefert. Allgemeiner Tenor war jedenfalls: Man benötige mehr Informationen, wie stark die Einschnitte diese Bereiche betreffen. Und das bis zum Ratsbeschluss am 15. März.

Die Grüne Ilona Schäfer bemängelte sogar "Intransparenz" bei der Frage nach den Kriterien der Kürzungen. Blickt sie und ihre Ausschusskollegen nicht durch? Oder sind die Vorschläge so butterweich wie bei den anderen Sparvorschlägen auch? Nun ist ja das Wort Ausschuss nicht unbedingt vertrauenerweckend, bezeichnet es doch im Wesentlichen Dinge, die aussortiert werden müssen. Hier aber stellt sich die Frage, wer oder was ist denn eigentlich überflüssig ist und womöglich aussortiert werden muss.

Kaum etwas zu hören war in dieser sensiblen Angelegenheit von der FDP. Nun, das Thema Umweltschutz zählt erwiesenermaßen nicht gerade zu den Kernkompetenzen der Wuppertaler Liberalen, die unsere Wälder und Parks wohl lieber verhökern oder asphaltieren würden. Für derart lästige grüne Themen hat der blau-gelbe Kreisvorsitzende Jungliberale Marcel Hafke im Moment sowieso keinen Kopf. Er bereitet sich eifrig auf lukrativere Aufgaben vor, will er doch im kommenden Mai im Landtag richtig Geld verdienen. Dazu muss er übrigens nicht unbedingt vom Volk gewählt werden. Ihm genügt ein möglicherweise sicherer Listenplatz, um sich als weiterer, ruhmreicher Vertreter Wuppertals in Düsseldorf zur Ruhe zu setzen.

Ähnliches strebt auch der Wuppertaler SPD-Kapitän Dietmar Bell an, der seit den verlorenen OB-Wahlen zahnlose Zurückhaltung praktiziert. Jüngst unternahm er inkognito einen Ausflug nach Dortmund, um sich klammheimlich wieder in den Landesvorstand der SPD wählen zu lassen. Doch seine Genossen ließen ihn links liegen. Vielleicht haben sie ihn nicht mehr erkannt? "Damit habe ich nicht gerechnet, das war so nicht abgesprochen", schluchzte Bell, der sein persönliches Ansehen gefährdet sieht. Es geht also nicht um eine demokratische Wahl, sondern um Absprachen und persönliches Prestige? "Das ist schlecht für Wuppertal", fügte er noch kleinlaut an. Warum denn, Herr Bell? Sie waren doch in den letzten zwei Jahren schon im Landesvorstand tätig. Genutzt hat es Wuppertal nichts.

Wo aber bleiben die gewaltigen Stimmen der Bürgervertreter in Bezug auf die geplante Schließung des Jugendkommunikationszentrums die Börse? "Die junge Generation braucht meines Erachtens wieder eine glaubwürdige Vertretung im kommenden Landtag" tönt Hafke vorfreudetrunken auf seiner schmucken Webseite, wo der geneigte Leser unverblümt geduzt wird. Immerhin gibt er gar nicht erst vor, etwas für die Jugend oder Wuppertal tun zu wollen. Deshalb: energisches Engagement und soziale Verantwortung würde nicht nur den Jungliberalen, sondern allen anderen gut zu Gesicht stehen, Ehrenwort.

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