Überwachung Wer hat den Hauptbahnhof im Blick?

Die Videotechnik ist veraltet. Während des Umbaus sind die Kameras sogar ganz ausgeschaltet. Auch fehle es laut Kritikern an Polizeipräsenz.

Wer hat den Wuppertaler Hauptbahnhof im Blick?
Foto: Andreas Fischer

Die Überwachungstechnik am Wuppertaler Hauptbahnhof ist veraltet. Das sagt Peter Vorsteher, Mitglied im VRR-Arbeitskreis „Sicherheit“. Mit der Situation sei man im Tal nicht allein, erklärt der Wuppertaler Ratsherr der Grünen: „An allen Großbahnhöfen in der Region haben wir 30 Jahre alte Kameras.“ Für Vorsteher ist das ein Sicherheitsproblem — und ein Problem für den ÖPNV generell. „Wenn wir mehr Leute für Bus und Bahn gewinnen wollen, muss auch die Sicherheit gewährleistet sein“, sagt der Mitarbeiter im Verkehrsbund. Das sei eine Forderung, die nun der VRR an die Bahn herantragen wolle.

Die ist nämlich zuständig für das Aufstellen und die Finanzierung der Kameras. Auf Anfrage der WZ zeigte sich die Bahn generell investitionswillig: „Wir sind gemeinsam mit der Bundespolizei bestrebt, die Videoüberwachung von Bahnhöfen auszubauen. Derzeit sind bundesweit etwa 5000 Kameras an rund 700 Bahnhöfen im Einsatz.“ Zu der Anzahl der installierten Kameras in Wuppertal machte die Bahn keine Angaben und auch die Bundespolizei will sich aus strategischen Gründen nicht in die Karten schauen lassen.

Eins ist aber klar: Derzeit zeichnet keine einzige Kamera das Geschehen am Hauptbahnhof auf. „Aufgrund der Umbaumaßnahmen am Wuppertaler Hauptbahnhof wird dieser derzeit nicht videoüberwacht“, so Michaela Heine von der Bundespolizei. Wann die Kameras wieder aktiviert werden — die Antwort auf diese Frage blieb die Bahn der WZ schuldig.

Dabei ist die Videoüberwachung ein wichtiges Element bei der Aufklärung von Straftaten. Und diese passieren im Schnitt häufiger als einmal pro Tag am Wuppertaler Hauptbahnhof. 440 Straftaten zählte die Bundespolizei für das Jahr 2016. Allerdings sei das im Vergleich zu anderen Bahnhöfen „kein Kriminalitätsschwerpunkt in NRW“, so die Bundespolizei. Am häufigsten stellen die Ordnungshüter Betrugs- und Vermögensdelikte (rund 250 in 2016) fest, gefolgt von Diebstählen (rund 130 in 2016). „Für das Jahr 2017 verzeichneten wir am Wuppertaler Hauptbahnhof tendenziell einen Rückgang sowohl bei den Straftaten insgesamt, als auch in den einzelnen Deliktsbereichen“,sagt Michaela Heine.

Ein weiterer Sicherheitsfaktor am Bahnhof ist die Einsatzstärke der Bundespolizei vor Ort. Zur tatsächlichen Kopfzahl am Wuppertaler Bahnhof will sich die Behörde allerdings nicht äußern. Die regionale Einsatzlage werde aber kontinuierlich bewertet und den Erfordernissen angepasst.

VRR-Insider Peter Vorsteher wisse jedoch, dass die Einsatzstärke an normalen Tagen an NRWs Hauptbahnhöfen teils erschreckend gering sei. „Das ist die zweite Problematik: Wir haben viel zu wenige Bundespolizisten“, sagt der Grünen-Politiker. „Die erste Priorität haben die Grenzen, dann kommen die Flughäfen — und um die Bahnhöfe kümmert sich keiner mehr.“

Bei beiden Themen müssten die Bundesabgeordneten ran. Wobei die Verstärkung der Polizei wegen der Ausbildungszeit immer nur mit Jahren der Verzögerung funktioniere. Einfacherer sei da wohl das Thema Videoüberwachung anzugehen: „Die Technik ist heutzutage gar nicht so teuer.“

Die Bahn selbst erläuterte auf Anfrage der WZ: „Die Videotechnik stellt neben der Präsenz von Sicherheitspersonal eine wichtige Säule des Sicherheitskonzepts dar.“ Aktuell kommt der Hauptbahnhof wohl nur mit einer Säule aus.

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