Wenn Kinder Eltern verlassen - helfen anderen Betroffene

Eine Gruppe fängt Eltern auf, deren Kinder den Kontakt vollständig abgebrochen haben.

Ronsdorf. Wenn Kinder plötzlich den Kontakt abbrechen, ist das für die Eltern sehr schwer. Viele kennen noch nicht einmal den Grund, warum der Sohn oder die Tochter aus ihrem Leben verschwindet. Um solchen Eltern zu helfen, hat sich vor zehn Jahren die Selbsthilfegruppe „Verlassene Eltern“ in Hilden gegründet. Inzwischen gibt es Ortsgruppen in ganz Deutschland und seit kurzem auch in Ronsdorf.

Jeden dritten Dienstag im Monat treffen sich verlassene Eltern, um gemeinsam einen Weg zu finden, ohne ihre Kinder zu leben. In den ersten Sitzungen erhalten sie Gedankenanstöße von einer Psychotherapeutin, danach geht es um Austausch und Unterstützung.

„Die Eltern leiden sehr, sie sind zum Teil schwer traumatisiert, manche sind nicht mehr arbeitsfähig“, weiß Ulrike Monhof. Sie selbst versteht nicht, warum ihre 23-jährige Tochter auf einmal nichts mehr von ihr wissen will. „Wir haben sie immer unterstützt. Selbst als sie ihren Traumberuf als Musicaldarstellerin nicht mehr ausüben und auf Erzieherin umschulen wollte.“

Die Mutter kann sich den Kontaktabbruch nur so erklären, dass die Tochter an den falschen Mann geraten ist. Aber ist das tatsächlich der Grund? „Dieses ewige Grübeln ist schrecklich. Die Gedanken kreisen ständig um dieses Thema“, gesteht Monhof. Sie wünscht sich Gewissheit und weiß aus Erfahrung, dass auch andere verlassene Eltern sich ein klärendes Gespräch mit dem Kind wünschen. Gewissheit würde vielen helfen, selbst wenn nachher weiterhin kein Kontakt bestünde.

Von positiven Beispielen, wo es zu einer Wiederannäherung durch eine Aussprache gekommen ist, kann Ulrike Monhof nicht berichten. Sie kennt lediglich einen Fall, in dem die Tochter wiedergekommen ist, wo sich aber das Verhältnis zwischen Eltern und Kind grundlegend geändert hat.

Dabei sind es ganz normale Familien, die ohne vorherige Ankündigung auseinanderbrechen, verdeutlicht die Ronsdorferin: „Meist handelt es sich um Kinder aus gut situierten Elternhäusern, wo die Eltern alles für ihre Wunschkinder getan haben. Es hat hier keine Misshandlungen oder Ähnliches gegeben.“

Die schwersten Tage im Jahr sind für die Eltern die Geburtstage der Kinder und Weihnachten, „sie fallen da in ein schwarzes Loch“, konstatiert Ulrike Monhof. Daher trifft sich die Selbsthilfegruppe wieder kurz vor Weihnachten — am Dienstag, 18. Dezember.

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