Veröffentlichung Wenn aus Künstlern Unternehmer werden

450 Millionen Dollar wurden für das teuerste Bild der Welt gezahlt. 90 Prozent aller deutschen Künstler können jedoch nicht von ihrer Arbeit leben. Irgendwo dazwischen befindet sich der „normale“ Kunstmarkt.

 Bernd Bähner mit dem Buch von Michaela Hagen.

Bernd Bähner mit dem Buch von Michaela Hagen.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Über diesen hat Michaela Hagen ein Buch geschrieben: „Kunst! Markt?“. Auf 288 Seiten beschreibt sie den aktuellen Kunstmarkt und nimmt seine wirtschaftliche Bedeutung unter die Lupe. Zudem stellt sie sechs Kunstschaffende vor und demonstriert ihre Rolle innerhalb dieser Strukturen, auch die Wuppertaler Künstler Bernd Bähner und Dominik Hebestreit.

Michaela Hagen ist studierte Historikerin und hat lange im Marketing großer Unternehmen gearbeitet. Seit 2009 betreibt die in Köln geborene Autorin ein Hotel in einer alten Villa in Meerbusch, in dem sie auch Kunstausstellungen organisiert. Die Corona-Zwangspause gab ihr Zeit, ein Schreibprojekt zu starten und dabei berufliches Wissen mit der Liebe zur Kunst zu verknüpfen. „Seit ich denken kann, interessiere ich mich für Kunst“, erzählt sie. Der Fokus liegt dabei auf den vielen kleinen Künstlern, die von ihrer Kunst leben können. „Sie begeistern mich, da sie ihre Ideen möglich machen.“ Sechs davon hat sie in ihrem Buch porträtiert. Die drei Künstlerinnen und drei Künstler wurden ausgewählt, da sie „völlig unterschiedliche Charaktere sind und unterschiedliche künstlerische Ausrichtungen verfolgen.“ Alle haben bereits bei ihrem Ausstellungsprojekt „Kunst im Hotel“ teilgenommen und dort ihr Werk präsentiert.

Die beiden Wuppertaler Künstler, die Hagen präsentiert, könnten kaum unterschiedlicher sein, sowohl in ihrer kreativen Technik als auch in ihrer Vermarktungsstrategie.

Bernd Bähner ist ein Wuppertaler Maler, der vor allem für seine freien Stadtansichten bekannt ist. Seine bevorzugte Technik ist eine Kombination aus asiatischer Tuschezeichnung und Aquarellmalerei. Inspiration holte er sich auf unzähligen Asienreisen. Vor allem Bali wurde zeitweilig zu seiner spirituellen Heimat. Die Vermarktung übernimmt der Künstler selbst. Dabei hilft ihm vor allem sein Ladenlokal an der Marienstraße. „Das ist nicht zu unterschätzen“, erzählt er. Manchmal kämen die Leute vorbei, um eine Postkarte zu kaufen und würden dann mit einem großen Bild wieder gehen. Daneben ist er auf Kunstmärkten vertreten, wie dem Ölbergmarkt, den er mitorganisiert, präsentiert seine Karten in Buchläden und gibt Kunstkurse.

Der Graffiti-Künstler Dominik Hebestreit, genannt Birne, ist wesentlich großformatiger unterwegs. Seine Leinwand sind meterhohe Häuserwände, auf denen er mit Sprühdosen Bilder entstehen lässt. Seine Marketingtools sind das Internet und unübersehbare Außenfassaden. Seine Kunden sind Privatleute, mittelständische Unternehmen oder Galerien. Oft übernimmt er auch Auftragsarbeiten für Werbeagenturen. Sein „Tag“ (Signatur) Birne gab er sich bereits mit 16. Es sei ein wenig selbst-ironisch gemeint, denn man müsse sich ja nicht so ernst nehmen, erzählt er. Das Arbeiten mit der Sprühdose mache ihm einfach Spaß. Und das Schöne sei, „dass man keine Galerie braucht und sofort Feedback bekommt“.

Beide Künstler haben ihre Nische gefunden. Dass es mehr jenseits der großen Galerien gibt, davon soll dieses Buch zeugen. Es liefert dem Leser Zahlen und Fakten an die Hand, um sich selbst ein Urteil zu bilden.

Michaela Hagen: Kunst! Markt?

Softcover. 288 Seiten. 19,99 EUR.

ISBN 978-3-7531-6474-8 

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