Einkaufshilfe Wenn aus der Einkaufshilfe eine gute Freundschaft wird

Seit Beginn der Corona-Pandemie bieten die meisten Kirchengemeinden in Wuppertal auch Einkaufshilfe für gefährdete Personen an. Die Hilfsbereitschaft ist riesig: Jede Menge gesunde, jüngere oder mittelalte Menschen sind bereit, die Einkäufe für Senioren zu erledigen.

 Susanne Kersting geht für Familie Köhler einkaufen. Ihre eigenen Eltern wohnen weit weg, aber helfen ist ihr dennoch wichtig.

Susanne Kersting geht für Familie Köhler einkaufen. Ihre eigenen Eltern wohnen weit weg, aber helfen ist ihr dennoch wichtig.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Die Nachfrage danach allerdings war von Anfang an gering. Viele ältere Menschen sind froh, wenigstens beim Einkaufen etwas Abwechslung zu haben, wenn Seniorenkreise, Gymnastikgruppen oder sonstige Angebote wegfallen.

„Die meisten gehen gerne selbst einkaufen, sie sind froh, mal rauszukommen“, ist die Erfahrung der Sonnborner Diakonin Susanne Rigliaco. Im März haben sich einige Senioren an sie gewandt, doch nach einigen Wochen haben die meisten ihre Einkäufe wieder selbst übernommen. Jetzt gibt es in ihrer Gemeinde nur noch ein Ehepaar, für das Ehrenamtliche einkaufen gehen. Um gerade Alleinstehenden die stille Adventszeit zu verschönern, haben Ehrenamtler Weihnachtstüten zusammengestellt, die dann kontaktlos verteilt werden. Dafür haben die Gemeindeglieder gebacken, gebastelt und eine hübsche Geschichte geschrieben. Die Töpfergruppe hat kleine Schwebebahnen, Elche und Wichtel beigesteuert.

In der katholischen Gemeinde Langerfeld-Beyenburg wurde schon vor eineinhalb Jahren ein Hilfenetzwerk gegründet, als die Häuser in der Beyeröhde wegsackten. Viele Menschen hatten damals das Bedürfnis, zu helfen. Seitdem gibt es im Netzwerk unkompliziert nachbarschaftliche Hilfe bei unterschiedlichen Dingen. 80 Wuppertaler sind dort angemeldet und werden bei Hilfewünschen per Rundmail benachrichtigt. „Beim ersten Lockdown haben sich aber auch nur drei oder vier Haushalte für die Einkaufshilfe gemeldet“, erzählt Organisator Andreas Tigges. So kauften Ehrenamtler etwa sechs Wochen lang für einen älteren Mann ein, während seine Frau im Krankenhaus lag. Tigges selbst übernahm teilweise neben seinem eigenen Einkauf auch noch den für seine Schwiegereltern und für einen krebskranken Freund. „Da steht man dann an der Kasse und hat drei Einkäufe da liegen, die alle in die richtigen Tüten müssen.“ Größere Probleme habe es aber selbst mit dem teilweise schwierig zu findenden Toilettenpapier nicht gegeben. Nur die Hefe für die Schwiegermutter, die habe er manchmal suchen müssen.

Auch der Cronenberger Jugenddiakon Lars Rabenstein war überrascht, wie wenig die Einkaufshilfe nachgefragt wurde: „Ich dachte, wir würden von Anfragen überhäuft.“ Ein paar Interessenten meldeten sich dann aber doch. Vereinzelt hatten sie ungewöhnliche Vorstellungen: „Da gab es Leute, die wollten, dass niemand unter 49 Jahren für sie einkaufen geht, oder derjenige vorher eine Woche lang niemanden trifft“, erzählt Lars Rabenstein. Das konnte er natürlich nicht zusagen. „Wir können auch nicht gewährleisten, jedes Produkt von der gewünschten Marke zu bringen.“ Trotzdem hätten sich schöne Beziehungen dadurch entwickelt.

So wie bei Susanne Kersting und dem Ehepaar Köhler. Jede Woche holt die hilfsbereite Frau den Einkaufszettel und Geld bei dem Paar ab. Am nächsten Morgen, wenn sie ihren Sohn zur Schule gebracht hat, kauft sie ein und stellt alles bei Köhlers in den Flur. „Da halten wir dann oft auch noch ein kurzes Pläuschchen“, erzählt Susanne Kersting. „Daraus ist wirklich eine Freundschaft entstanden.“ Ihre eigenen Eltern wohnen weit weg, deshalb hilft sie nun anderen. „Es ist in diesen Zeiten wichtig, sich gegenseitig zu unterstützen.“

Helga Köhler ist sehr dankbar für diese Hilfe: „Das bedeutet uns sehr viel.“ Ihre eigene Tochter lebt weit weg, sie und ihr Mann gehören zur Risikogruppe. Ihre Helferin war ihr sofort sympathisch. „Besser geht es gar nicht. Wir haben volles Vertrauen zu Susanne Kersting – sie ist ein Goldschatz!“ Und wenn zwischendurch irgendetwas ist, weiß sie, dass sie ihre Helferin anrufen kann.

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