Weltuhr soll wieder richtig ticken

Das Wahrzeichen bei Abeler funktioniert nicht mehr. An der Reparatur wird gearbeitet, doch das kann eine Weile dauern.

Weltuhr soll wieder richtig ticken
Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Ob sie ihrer Zeit voraus ist oder hinterherhinkt, ist Interpretationssache. Fest steht, dass die große Uhr, die am Geschäft von Juwelier Abeler die mitteleuropäische Zeit anzeigen soll, seit etwa einem Jahr total falsch geht.

Unangenehmer Nebeneffekt dabei: Auch der Umlauf funktioniert nicht mehr. Darauf zu sehen sind eigentlich nacheinander die Nachbildung der Wuppertaler Originale Zuckerfritz und August Kallenbach mit ihren Schubkarren, der Zeitgeist Chronos und der „Sensenmann“, der unerbittlich drauf hinweist, dass alles Irdische vergänglich ist. Dazu zeigen auch die Uhren von Honolulu, San Francisco, New York, Moskau, Colombo und Tokio nur zum Teil die richtige Ortszeit an.

Das Uhrwerk, begleitet vom Spiel von 37 Glocken, ist die Attraktion der Poststraße und gehört sicherlich zu Wuppertals Sehenswürdigkeiten, die seit 1951 und an dieser Stelle seit 1958 Aufmerksamkeit und Staunen von Generationen Einheimischer und auswärtiger Gäste erregt haben. „Ab und zu werde ich natürlich auch von Kunden darauf angesprochen, dass die große MEZ-Uhr nicht richtig geht“, berichtet Chef Henrick Abeler, der seit geraumer Zeit alles tut, um diesem für ein Uhrengeschäft höchst unersprießlichen Umstand abzuhelfen.

Doch das ist gar nicht so einfach. „Unser kürzlich verstorbener Uhrmachermeister Werner Bause hat das Uhrwerk bis zu seiner Pensionierung 2009 gewartet und konnte aufgrund gesundheitlicher Probleme seinen Nachfolger, Herrn Niedermühlbichler, nicht wie gewünscht einweisen“, so Henrick Abeler. Und es gibt ein weiteres Problem: „Dadurch dass die Figuren und die Zahnräder bei ihrem viermaligen Umlauf pro Tag der Witterung und großen Temperaturunterschieden ausgesetzt waren, hat der Zahn der Zeit natürlich an ihnen genagt.“ Leider gibt es Zahnräder dieser Größenordnung nicht einfach im Handel. Sie müssen bestellt, speziell angefertigt und geschliffen werden, was viel Zeit und Geld kostet.

Uhrmachermeister Franz Niedermühlbichler, Inhaber einer Uhrenwerkstatt in Dierdorf mit dem Spezialgebiet „große Uhren und antike Uhren“, nimmt sich des maroden Uhrwerks an. „Ich habe vor 29 Jahren bei Abeler mit Werner Bause zusammengearbeitet und komme jetzt einmal pro Woche nach Elberfeld, baue die einzelnen Elemente aus und repariere sie, möglichst bei mir in Dierdorf.“ Was nicht mehr repariert werden könne, werde bestellt, was zu Verzögerungen führe, so Niedermühlbichler, der sich derzeit damit beschäftigt, dass die Wuppertaler in Kürze wieder wissen, was im fernen Tokio die Stunde geschlagen hat. Die übrigen Metropolen sollen - so nicht schon repariert - folgen.

Und Henrick Abeler hofft mit den Wuppertalern und auswärtigen Gästen, die in der Poststraße die Köpfe in den Nacken legen, wenn das Glockenspiel ertönt, dass die tatenlos in den Kulissen auf ihren Einsatz wartenden Zuckerfritz, August Kallenbach, Zeitgeist Chronos und „Schnitter Tod“ bald wieder um 10, 12, 16 und 18 Uhr ihre Bahnen ziehen werden. Und vor allem, dass auch auf dem großen Zifferblatt wieder die korrekte mitteleuropäische Zeit angezeigt wird — „hoffentlich in ungefähr einem Jahr“, meinen Hendrick Abeler und Franz Niedermühlbichler zuversichtlich.

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