Welt-Aids-Tag in Wuppertal: HIV, der Job und das Schweigen

„HIV und Arbeit“ ist an diesem Samstag Thema des Welt-Aids-Tages. Betroffene erzählen, warum das wichtig ist.

Wuppertal. „Ich habe HIV und die Akzeptanz meines Chefs“: David, Angestellter im Sozialwesen, geht offen mit seiner HIV-Infektion um — für die diesjährige Plakatkampagne zum Welt-Aids-Tag hat sich der 45-Jährige ablichten lassen. Für den 42-jährigen Wuppertaler Stefan (Namen der Betroffenen von der Redaktion geändert) ein Ding der Unmöglichkeit: „In meinen Betrieb zählt nur Leistung. Schon, wenn ich mich wegen einer Grippe krankschreiben lasse, werde ich unter Druck gesetzt.“

Laut Heiko Lüker von der Aids-Hilfe Wuppertal ist das kein Einzelfall: „HIV-Infektionen werden auch hier am Arbeitsplatz nach wie vor lieber verschwiegen. Die Ängste vor Diskriminierung durch Kollegen und Arbeitgeber sind noch sehr groß.“ Grund genug für die Organisatoren des heutigen Welt-Aids-Tages in Wuppertal (siehe Kasten), auf das Thema „HIV und Arbeit“ hinzuweisen.

„Durch Medikamente und Therapien haben Menschen mit HIV und Aids inzwischen eine lange Lebensperspektive, es ist einfach nicht hinnehmbar, dass sie sich im Berufsleben 40 Jahre lang verstecken müssen“, findet Aidshilfe-Mitarbeiter Michael Jähme. Zwei Drittel der HIV-Positiven in Deutschland stünden im Berufsleben.

Die wenigsten outen sich wie Andrea, die seit zwölf Jahren von ihrer Infektion weiß. „Ich fühle mich jetzt freier, muss nicht ständig Ausreden erfinden und merke die Sorge meiner Arbeitskollegen für mich. Das tut mir gut“, erzählt die Bankkauffrau. Zudem könne sie dadurch Vorurteile abbauen. „Ein Großteil der Bevölkerung hat keinen Kontakt mit Menschen mit HIV und Aids, dadurch entstehen viele Vorurteile“, erklärt Jähme.

Genau das beschäftigt Manuela, die seit 1999 weiß, dass sie HIV-positiv ist. Geoutet hat sie sich bisher nicht: „Als ich mein Testergebnis bekam, erfuhr ich, dass ein anderer Betroffener nach dem Bekanntwerden seiner Infektion entlassen wurde“.

Dabei würde die 51-Jährige nur zu gern über die Krankheit aufklären: „Eigentlich wünsche ich mir, dass es am Welt-Aids-Tag plopp macht und alle HIV-Positiven bekannt sind.“ Stefan ergänzt: „Und es keinen stört.“ Auch er will eigentlich in Wuppertal mit Namen und Gesicht zu seiner Krankheit stehen. Aber, da sind sich die Interviewten einig: Bis dahin müssen noch einige Welt-Aids-Tage ins Land gehen.

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