Was glauben Sie denn? Ein Lied geht um die Welt

Wuppertal · Über die Magie des Liedes „Stille Nacht, heilige Nacht“.

 Ilka Federschmidt - Freisteller

Ilka Federschmidt - Freisteller

Foto: Kirchenkreis Wuppertal

Ein absoluter Welthit. Er darf in keinem Gottesdienst am heiligen Abend und in der heiligen Nacht fehlen: Stille Nacht, heilige Nacht. Natürlich gründet die Weihnachtsfreude in der Kirche und anderswo nicht auf diesem so stimmungsvollen Lied, sondern am Geheimnis, das wir feiern: Die Geburt Jesu Christi als des Sohnes Gottes. Aber dieses einfache Lied vermittelt doch sehr viel vom Segen und der Freude, die die Menschen in den Kirchen, in der Stadthalle bei der großen Heilig-Abend-Feier, in den Altenheimen, in den Häusern und Wohnungen unserer Stadt etc. empfinden und sich wünschen.

An diesem Heiligen Abend exakt vor 200 Jahren fand seine Welturaufführung in einer kleinen Kirche in der Nähe von Salzburg statt. Die spannende und äußerst interessante Entstehungsgeschichte wurde auch in dieser Zeitung schon beschrieben, Stoff für Herzkino und zugleich ein Stück reale Glaubensgeschichte in dieser Welt.

Bemerkenswert, umso mehr für uns in Wuppertal eine ökumenische Note: Gedichtet und komponiert im erzkatholischen Salzburger Land fand das Lied bald seinen Weg an den Hof des protestantischen Preußenkönigs Friedrich Wilhelm IV, Schutzherr der evangelischen Kirche, und wurde eines seiner Lieblingslieder. Musik verbindet die Konfessionen!

Das Lied verbreitete sich in Europa, dann in der ganzen Welt, es wird heute in hunderten Sprachen gesungen. Sein weltweiter Erfolg bestätigt eindrucksvoll die Verse der nicht mehr gesungenen vierten Strophe: „Stille Nacht, heilige Nacht! Wo sich heute alle Macht / väterlicher Liebe ergoß, / und als Bruder huldvoll umschloß / Jesus die Völker der Welt! Jesus die Völker der Welt!“ Nach den furchtbaren Kriegen und Verwüstungen der napoleonischen Zeit in Europa eine Botschaft für alle Zeiten, auch für uns heute: In Jesus Christus erscheint Gottes Liebe als Angebot für alle Völker der Welt. Sie ist grenzüberschreitend! Das gehört zur Genetik des christlichen Abendlandes. Nationale Identitäten zeigen ihr Bestes in der Offenheit und Solidarität, in Gastfreundschaft und ihrer integrativen Kraft. Das Kind in der Krippe, von den Weihnachtsevangelien bewusst so inszeniert, ist eine Demonstration Gottes für die Menschheit. Gottes Liebe überwindet die Grenzen. Wer das gläubig annimmt, wird entsprechend handeln.

Das Leben von Dichter und Komponist damals kannte harte Armut. Die materiellen Verhältnisse der Menschen in der Gemeinde, in der „Stille Nacht…“ das erste Mal erklang, waren von bitterer Not und Existenzangst geprägt. Auch wenn das Gott sei Dank bei den meisten von uns ganz anders aussieht, die menschliche Existenz wirft Fragen auf. Nach dem Woher und Wohin. Nach dem Sinn von Allem in einer Welt, die uns oft verrückt erscheint im Großen der globalen politischen und wirtschaftlichen Entwicklung. Es bestehen genug Gründe zur Sorge und Frage, auch im individuellen Lebensrahmen. Am Ziel der Suche und Frage nach Gott wartet auf uns eine Umarmung, so die einfache wie überwältigende Botschaft zu Weihnachten. Mit den Worten des Liedes: „Oh wie lacht Lieb‘ aus deinem göttlichen Mund“.  Lassen Sie sich von Gott anlächeln. Dass Sie diese frohe Gewissheit in Ihrem Leben erfahren, wünschen wir Ihnen von Herzen. Feiern Sie an Weihnachten diese Demonstration der Liebe Gottes, die allen Menschen und Völkern gilt!  Leben Sie sie miteinander im Alltag des kommenden Jahres, hier mitten in unserer Stadt.

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