Wuppertal Wasserstoff tanken: Für Wuppertal ein Novum

Die Shell-Station in Nächstebreck bietet jetzt Wasserstoff an. Autos mit Brennstoffzellen können dort betankt werden.

Wuppertal: Wasserstoff tanken: Für Wuppertal ein Novum
Foto: Stefan Fries

Wuppertal. Wer auf das Gelände der Shell-Tankstelle an der Schmiedestraße fährt, wird zunächst keinen Unterschied zu einer normalen Station feststellen. Erst wenn er mit seinem Fahrzeug die hinteren Tanksäulen ansteuert, kann er bemerken, dass dort ein nicht ganz alltäglicher Treibstoff angeboten wird: „Wasserstoff“ steht in blauen Buchstaben auf weißem Grund über der Säule.

Die Tankstelle gleich in Nachbarschaft des neuen Ikea-Marktes und nahe dem Autobahnanschluss Oberbarmen beschreitet seit Mittwoch neue Wege. Sie ist eine der ersten serienmäßigen Tankstellen, an der Wasserstoff (H2) für Elektro-Autos mit einem Brennstoffzellenantrieb getankt werden kann. Mit 670 000 Euro hat die Bundesregierung knapp die Hälfte der Investitionskosten übernommen.

Bis 2023 sollen bundesweit insgesamt 400 solcher H2-Tankstellen folgen. Vorangetrieben wird dieses Vorhaben von der H2 Mobility Deutschland GmbH, an der sich neben Shell auch die Unternehmen Total, Daimler, Linde, Air Liquide und OMV beteiligen. Die H2-Station in Wuppertal ist nach Angaben der Beteiligten ein „Meilenstein“. „Wuppertal ist ein Novum, ein Modell für NRW und auch für Deutschland“, sagte H2-Mobility-Geschäftsführer Iwan Nikolas.

„Wir schreiben hier ein kleines Stück Geschichte“, ergänzte der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, Norbert Barthle. Neben dem Antrieb durch eine Elektrobatterie sei die Brennstoffzelle eine weitere wichtige Technik für die Entwicklung von Elektro-Autos. Im Gegensatz zum Antrieb mit einer Batterie hat eine Brennstoffzelle aber wichtige Vorteile: Sie erlaubt eine Reichweite von bis zu 700 Kilometern pro Tankfüllung und ist in etwa drei bis vier Minuten aufgeladen.

Der Ausbau des Netzes mit H2-Tankstellen sei ein „enorm wichtiger Beitrag zur Luftreinhaltung“, erklärte der Parlamentarische Staatssekretär im NRW-Umweltministerium, Horst Becker. Der Individualverkehr müsse auf Elektro-Mobilität wechseln, um Umwelt und Menschen besser zu schützen und den Ausstoß an Kohlendioxid und Stickstoffdioxiden zu reduzieren. Die Errichtung von H2-Tankstellen sei ein „wichtiger Schritt“ zu einem „umweltverträglichen Straßenverkehr“.

Zudem kann eine H2-Station ohne großen technischen Aufwand in die bestehende Tankstellen-Infrastruktur eingebaut werden, umfangreiche Umrüstungen an Tankstellen sind nicht nötig. Gleichwohl gebe es bei der Genehmigung der Anlagen noch zu lange Bearbeitungszeiten, monierte H2-Mobility-Geschäftsführer Nikolas. Offenbar fehle es vielen Behörden an den entsprechenden Standards, um die Anlagen schnell zu genehmigen.

Durch den Ausbau der Infrastruktur soll die Zahl an Tankstellen nun erhöht werden: Bis 2018 sollen im Bundesgebiet die 100 H2-Tankstellen entstehen, dann im zweiten Schritt bis 2023 die Zahl von insgesamt 400 erreicht werden.

Bis zu sieben Pkw mit Brennstoffzellentechnik können an der Shell-Station in Nächstebreck pro Stunde betankt werden; zumindest theoretisch, denn bislang gibt es erst wenige Fahrzeuge dieser Art in Deutschland. Die derzeit angebotenen Autos liegen deutlich über den sonst marktüblichen Preisen. So kostet etwa ein Toyota Mirai — ein Fahrzeug der mittleren Oberklasse — rund 78 000 Euro.

Nikolas hofft nun darauf, dass die Autohersteller die Preise für H2-Fahrzeuge durch größere Produktionszahlen senken können. Damit die Käufer solcher Wagen auch H2-Tankstellen finden, soll die Infrastruktur schnell ausgebaut werden. Im Herbst ist eine Station in Münster geplant, weitere sollen in Köln/Bonn, Herten, Mülheim/Ruhr, Kamen und Düsseldorf folgen.

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