„WZ Wissen“ Vortrag: Respekt - Das Gegenteil von dem, was das Gefühl will

Im zweiten Vortrag der Reihe „WZ Wissen“ sprach Rene Borbonus über das Thema Respekt.

 „WZ Wissen“: Vortrag: Respekt - Das Gegenteil von dem, was das Gefühl will
Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Schaut man sich die Bedeutung des Wortes Respekt an, ist es eindeutig. Das lateinische „respicere“ heißt: den Anderen sehen, berücksichtigen. Das scheint sehr einfach und Respekt ist ein allgemein akzeptierter Begriff. Doch im täglichen Miteinander ist es gerade der Respekt, den viele vermissen. Warum das so ist und wie wir zu einem respektvolleren Umgang untereinander kommen können, zeigte Rene Borbonus im zweiten Vortrag der Reihe „WZ Wissen 2017“. Borbonus ist Spezialist für Kommunikation, und Rhetorik und gilt als einer der besten Rhetoriker der deutschen Sprache.

Versetzt mit nachdenklichen aber auch amüsanten Momenten unterhielt er im vollbesetzten Vortragssaal der Barmenia Versicherungen, Barmenia-Allee 1, das Publikum. „Wer Respekt in die Welt bringt, bekommt ihn zurück“ ist seine Überzeugung. Doch warum verhalten wir uns respektlos? „Oft durch Unwissenheit und eigentlich gut gemeintes Verhalten“, erklärt Borbonus. Bagatellisierungen von Problemen durch „Das schaffst du schon“ sind gut gemeint, verleugnen aber das Problem des Anderen. „Gerade im Kummer will man gesehen werden“, so der Referent. Beliebt bei Frauen sei die Verschlimmerung: „Das könnte ich nicht aushalten.“ Erinnert man sich an die ursprüngliche Bedeutung des Wortes Respekt wird klar: man sieht den Anderen nicht.

Anonymität im Netz fördert die Respektlosigkeit. „Hier traut man sich Sachen zu sagen, die man in der Öffentlichkeit nicht äußern würde.“ Respektlosigkeit als Unterhaltung begegnet uns in vielen TV-Formaten. „Würden Sie in der Heute Show so präsentiert, fänden Sie das lustig?“, fragt Borbonus. Die Minen der Zuhörer verraten: wohl eher nicht. Dabei setzt Respekt viel Energie frei, macht Unternehmen erfolgreicher und die Menschen gesünder. Weitere Respektlosigkeiten des Alltags sind für ihn die „Warum-Fragen“. „Aber nur die Unechten, die eigentlich keine Antwort wollen und zur Rechtfertigung zwingen“ sind ihm wichtig. „Diese suggestive Frage ist nahe an der Manipulation.“ Das rhetorische Infragestellen der Glaubwürdigkeit des Gegenübers, warum verhalten wir uns so? Die Antwort ist simpel: „Wir denken nicht darüber nach und nehmen uns nicht die Zeit über Formulierungen nachzudenken.“ Durch einen Fünfzeiler von Loriot verdeutlichte er auf eingängige Weise: „Such das Problem bei anderen und das Gespräch verkantet, such es bei dir und das Gespräch entspannt.“

Im letzten Teil seiner Ausführungen ging es um Emotionen. „Daran scheitern oft respektvolle Gespräche“, so Borbonus. Er erklärt, dass nicht das Gegenüber Gefühle in uns auslösen kann, sondern nur wir selber. „Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben“, wusste schon der griechische Philosoph Epiktet. Gefühle haben für uns kognitive und physische Elemente. Um nicht die Steuerungsfähigkeit bei Emotionen wie Wut oder Angst zu verlieren, rät Borbonus: „Machen Sie das Gegenteil von dem, was das Gefühl will.“

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