Vorrang für Privatpatienten?

Christa Dausend fühlte sich als Patient zweiter Klasse. Der Vorwurf stimmt nicht, sagt der Sprecher des Krankenhauses.

Wuppertal. Christa Dausend ist eine resolute Frau. Die 75-Jährige gehört nicht zu denjenigen, die einen Rückzieher machen oder sich gar den Mund verbieten lassen. Die ältere Dame hat eine defekte Herzklappe, und das ist auch der Grund, weswegen sie derzeit im Herzzentrum am Arrenberg in Behandlung ist.

Was sie dort zu Beginn der Behandlung erlebt hat, trieb ihr die Zornesfalten auf die Stirn. Die Vohwinkelerin wurde stationär in der Helios-Klinik untersucht und sollte - nachdem ihre defekte Herzklappe diagnostiziert worden war - auch über das Wochenende in der Klinik bleiben.

Zuerst lag sie auf einer sogenannten Kurzliegestation, die jedoch über das Wochenende geschlossen wurde. Damit begann der Ärger. Christa Dausend schildert: "Ich sollte dann in Haus 2 untergebracht werden, dort war jedoch kein Zimmer frei. Mein Bett wurde im Gang aufgestellt, wo alle Besucher vorbeidefilierten. Waschen und umziehen sollte ich mich auf der Besuchertoilette."

Diese Art der Unterbringung lehnte die 75-Jährige ab und entließ sich auf eigene Verantwortung. Das, obwohl die behandelnde Ärztin zuvor erklärt hatte, dass eine Herzoperation sofort erforderlich sei und sie deswegen im Herzzentrum bleiben müsse.

Was Christa Dausend besonders verärgert hat, ist, dass sie sich als Patient zweiter Klasse behandelt fühlte. "Die Krankenschwester war schon dabei, mein Bett in ein Zimmer zu schieben, als die Oberschwester kam und rief ,Nein, das Zimmer ist für meine Privatpatienten'", ärgert sich die Vohwinkelerin und stellt nun bitter fest: "Privatpatienten werden vor Kassenpatienten bevorzugt. Es heißt doch immer, es gibt keine Zwei-Klassen-Medizin."

Mittlerweile ist die 75-Jährige wieder in der Klinik und bereitet sich auf die Herzoperation vor. Im Gespräch mit der WZ sagte sie am Telefon: "Gott sei Dank, ich habe jetzt ein Zimmer. Aber so kann man doch mit den Menschen nicht umgehen."

Klemens Kunsleben, Sprecher der Wuppertaler Helios-Kliniken, betont, dass bei Helios keine Unterschiede in der Behandlung von Patienten gemacht würden, gleich, ob sie privat oder gesetzlich versichert seien. "Wir haben keine Zwei-Klassen-Medizin", sagt Kunsleben. Sicher sei im Fall von Christa Dausend organisatorisch nicht alles gelungen, aber es komme immer mal wieder vor, dass Patienten im Herzzentrum über eine kurze Zeit auf dem Flur liegen müssten.

"Wir weisen keinen Patienten mit schweren Herzerkrankungen ab. Wenn wir das machen würden, dann hätten wir natürlich keine Patienten auf den Fluren liegen", stellt der Sprecher fest.

Bei Christa Dausend sei es so gewesen, dass das erwähnte Zimmer schon mit anderen Patienten belegt gewesen sei. Die Aufforderung, sich in der Besuchertoilette zu waschen und umzuziehen, sei in der Tat "ein bisschen ungewöhnlich", aber eben auch der Situation geschuldet. Von einer Äußerung, dass Privatpatienten ein Zimmer vorrangig bekommen sollten, habe auf der Station niemand etwas gehört.

Die gute Nachricht, so Kunsleben, Christa Dausend sei mit der medizinischen Versorgung im Herzzentrum sehr zufrieden. Das bestätigte die ältere Dame der WZ: "Die Schwestern, Pfleger und Ärzte sind alle schwer in Ordnung."

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