Vorlesen für die Nachbarschaft

Das Literaturfestival „Der Berg liest“ findet im Oktober statt — in Wohnungen oder Geschäften.

Vorlesen für die Nachbarschaft
Foto: Stefan Fries

Nordstadt. Uwe Peter liest gerne — man sieht Bücher auf seinem Tisch, neben seinem Bett, im Regal. Und am 1. Oktober will er seine Leidenschaft wieder mit seiner erweiterten Nachbarschaft teilen. Dann findet zum vierten Mal das Lesefestival „Der Berg liest“ statt — organisiert vom Verein Unternehmer/innen für die Nordstadt.

Aktuell läuft die Anmeldephase für das etwa andere Lese-Event. Denn Peter und seinem Verein geht es nicht darum, prominente und professionelle Leser zu organisieren und große Lesungen zu veranstalten. Vielmehr gehe es darum, „Räume zu öffnen und einzuladen“. Es geht darum, die Nachbarschaft von Ölberg und Nordstadt zusammenzubringen, sein Haus, seine Wohnung, oder andere Räume zu öffnen und etwas von sich zu präsentieren — die Literatur, die man gerne liest oder auch etwas, was man selbst verfasst hat.

Das Prinzip kommt gut an. Vor zwei Jahren gab es mehr als 200 Lesungen an 70 Orten — Peter schätzt, dass davon etwa ein Drittel Lesungen in Privatwohnungen waren und der Rest in mehr oder minder öffentlichen Räumen — es gab Lesungen in Bussen, am Tippen-Tappen-Tönchen, in einer Werkstatt, in Cafés und Kneipen, Ladenlokalen und etwa dem Freibad Mirke.

Peter hofft aber darauf, dass dieses Mal mehr Privatwohnungen geöffnet werden. „Das ist doch faszinierend und entspricht dem Ölberg“, sagt er. Er sieht das Lesefestival als Pendant zum Ölbergfest, bei dem das Wohnzimmer auf die Straße gebracht werde — und so komme eben die Straße, die Nachbarschaft ins Wohnzimmer.

Ihm geht es ganz bewusst nicht darum, dass das Festival professionell sein soll: „Jeder darf sich trauen“, sagt er. Und wer unsicher sei, ob er vorlesen wolle, kann sich beim Verein melden. Der hat eine Schauspielerin an der Hand, die kostenfrei Tipps gibt, um Hemmungen abzubauen. Wer will, kann auch auf der Homepage des Vereins seine Wohnung für eine Lesung anbieten oder eine Wohnung für eine Lesung suchen.

Aktuell wird das Projekt auch online weitergeführt oder angekündigt — denn auf der Facebook—Seite des Vereins hat Peter gerade ein Video hochgeladen, wie er aus einem Buch vorliest. Er versteht das als Aufruf für andere Nutzer, das auch zu tun. „Ob es dazu dann eine Lesung gibt, oder nicht, das ist egal.“ Das sei erstmal ein anderer Weg, einen Einblick in seine literarischen Vorlieben zu geben. „Das ist spannend“, sagt Peter. „Damit zeigt man auch etwas von seiner Persönlichkeit.“

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