Vorkasse, Zuzahlung? Wuppertals Ärzte verhalten sich meist korrekt

Im Gesundheitswesen knirscht es auch in Wuppertal. Vereinzelt drängen Ärzte Patienten zur Vorkasse.

Wuppertal. Die Patientin traute ihren Ohren nicht. Mitten in der Wurzelbehandlung erklärte ihr Zahnarzt, dass er an ihr als Kassenpatientin eigentlich zu wenig verdiene und sie deshalb etwas draufzahlen müsse - ansonsten könne er die Behandlung nicht korrekt zu Ende führen.

Was vor einiger Zeit noch als undenkbar galt, scheint seit der Honorarreform für Ärzte öfter zu geschehen: Patienten müssen zuzahlen oder werden nicht mehr behandelt. Die Schilderung der unterbrochenen Wurzelbehandlung ist zwar kein direkter Wuppertaler Fall, aber auch in Wuppertal drängen Ärzte ihre Patienten zu Vorkasse und Zuzahlung, wie Dr. med. Joachim Wittenstein auf Nachfrage der WZ erklärt. "Bei Orthopäden und Augenärzten haben wir einige wenige schwarze Schafe", sagt der Vorsitzende der Wuppertaler Kreisstelle der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein.

Wittenstein hat diese Kollegen angeschrieben und ist den Patientenbeschwerden nachgegangen. Offenbar ist etwas dran an den Beschwerden, weswegen er sich nun an den Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung in Düsseldorf gewandt hat. Dort, so seine Auskunft, werden nun Disziplinar-Maßnahmen gegen die Ärzte ergriffen.

"Das kann von einem Verweis über eine Geldbuße bis hin zum Entzug der kassenärztlichen Zulassung reichen", erklärt der Arzt. Zwar hat es in Wuppertal schon Fälle gegeben, in denen Ärzten die Zulassung entzogen wurde - aber laut Wittenstein noch nie, weil sie ihre Patienten zur Vorkasse oder Zuzahlung genötigt hatten. "Das ist kein flächendeckendes Problem bei uns in Wuppertal", warnt der Mediziner vor einer allgemeinen Verurteilung der Mediziner im Tal. Er gesteht aber ein, dass es früher solche Fälle überhaupt nicht gab, die Sitten verlottern.

Ruth Bahners von der Kassenärztlichen Vereinigung erklärt, dass es im vergangenen Quartal zirka 100 Fälle von unerlaubter Zuzahlung oder aber zur Vorkasse genötigten Patienten im Gebiet der KV gegeben habe. Im Vergleich zu den knapp 15 Millionen Abrechnungen pro Quartal ist dies ihrer Meinung nach ein zu vernachlässigender Wert. Wittenstein ist oft direkt mit erbosten Patienten konfrontiert, die ihn auf solche Praktiken aufmerksam gemacht haben - in jedem fünften Fall ist es aber auch eine Mitteilung der Krankenkassen, deren Mitglieder sich beschwert hatten.

Die Kassen geben diese Informationen dann an die KV weiter, wie Thorsten Jakob von der Barmer in Wuppertal erklärt. Seiner Auskunft nach hat es im vergangenen Quartal in der Stadt vereinzelt Beschwerden von Patienten über Ärzte gegeben, die auf Zuzahlungen bestanden. Dies sei jedoch geringer als etwa im süddeutschen Raum, wo die Ärzte massenweise gegen die Honorarreform aufbegehren. So habe sich bisher noch kein Versicherter der Barmer darüber beschwert, dass er von Wuppertaler Ärzten zur Vorkasse genötigt worden sei.

Die Barmer hat in Wuppertal 48.000 Mitglieder und 60.000 Versicherte. In der Region sind es gar 80.000 Mitglieder und zirka 100.000 Versicherte. Würden bergische Ärzte ihre Patienten flächendeckend zur Kasse bitten, stellt Jakob fest, würde das der Barmer auffallen.

Damit ist auch der Eindruck von Dr. Wittenstein bestätigt, der den Wuppertaler Ärzten eine hohe Verantwortung für ihre Patienten bescheinigt.

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