Beate Eickhoff führt WZ-Leser durch „Vision und Schrecken der Moderne“ Museumsbesucher reisen 200 Jahre durch die Zeit

Wuppertal · Lange waren keine Führungen möglich, doch jetzt konnten WZ-Leserinnen und Leser das Von der Heydt-Museum wieder vor Ort besuchen. Die Ausstellung „Vision und Schrecken der Moderne“ nimmt sie mit auf eine 200-jährige Reise durch die Kunstgeschichte.

 Besucher bei der Museumsführung

Besucher bei der Museumsführung

Foto: ANNA SCHWARTZ

Nach langem Warten ertönen die Hallen des Von der Heydt-Museums nun endlich wieder mit Schritten und leisen Worten. Am Montagnachmittag fand hier eine besondere Führung für glückliche Gewinner unter den WZ-Leserinnen und Lesern statt. Es ist eine der ersten Museumsführungen seit dem Lockdown und gleichzeitig eine der letzten zur Ausstellung „Vision und Schrecken der Moderne - Industrie und künstlerischer Aufbruch“. In einem 70-Minuten Crashkurs machen die Teilnehmenden einen Ausflug durch 200 Jahre, die immer wieder einen Bezug zu Friedrich Engels finden.

„Friedrich Engels wird in eine Gesellschaft reingeboren, in der Frömmigkeit und Geld eine wichtige Rolle spielt“, beginnt Beate Eickhoff die Museumsführung. Um sie herum stehen 14 aufmerksame Museumsbesucher - WZ-Leser, die bei einer Verlosung diese Führung gewonnen haben. Die meisten sind Wuppertaler, kennen das Von der Heydt-Museum mindestens so gut wie die Schwebebahn und den Zoo. Hier und da haben sie einen stadtfremden Bekannten mitgebracht, der das Museum noch nicht kennt.

Beginnend in der Jugendzeit von Friedrich Engels erzählt Dr. Beate Eickhoff, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Museum, die Geschichte des Revolutionärs aus Barmen. Von Raum zu Raum machen Beate Eickhoff und ihre kleine Gruppe einen Sprung in der Zeit, der jedes Mal auch einen Sprung in der Kunstgeschichte bedeutet. Eickhoff gibt interessante Informationen zur Kunst, aber auch der Gesellschaft, die Engels prägte und die von Engels geprägt wurde. Hier und da eine Anekdote, die die Kunst lebendig macht: Maler und Künstler fanden die rot-gefärbt Wupper schön, die Engels so kritisierte. „Mir mach es großen Spaß, weil ich diese Ausstellung sehr mag“, teilt Beate Eickhoff mit. Sie freue sich wieder mit Menschen zu reden, sie zu Diskussionen anzuregen.

Je weiter die Besucher in die Ausstellung vordringen, desto brutaler scheint das Bild der Arbeit. Von Carlos Grethe (“Von der Arbeit“ 1904) über Herman Bernard Dieperinke (“Der Berg der Träume“ 1923), Max Beckmann (“Blick auf den Bahnhof Gesundbrunnen“, 1914) bis zu Käthe Kollwitz und Max Klinger, findet Eickhoff immer wieder den roten Faden und zeigt die Aktualität des Themas auf. Die Werke gehen über Wuppertal hinaus, die Großstadt wird Thema. Kunst, die einst für die Wohlhabenden gemacht wurde, soll nun auch das „Proletariat“ adressieren. Die Arbeit ist nicht mehr idealisiert, sondern stark kritisiert. Einfache Plakatkunst, Kollagen, Piktogramme, schließlich Fotos. Die Ausstellung nimmt die Besucher mit auf eine Reise, in der sich auch das Medium und nicht nur der Inhalt ändert.

Hier und da ein verständnisvolles Nicken, eine kurze Nachfrage, ein interessiertes Murmeln. Die Besucher werden mit moderner Fotografie und vermüllten Weltkugel zurück in die Gegenwart geholt. Am Ende gibt es Applaus für Beate Eickhoff. Das Fazit lautet: nach 200 Jahren ist Engels stets relevant, die Werke kann man in diesem Kontext betrachten.

„Ich hatte mir gar nichts darunter vorgestellt“, berichtet Besucherin Barbara Börgener. „Ich war lange nicht im Museum.“ Die Führung sei interessant, man schaue anders hin. Die Verlosung habe sie animiert. Ursula Jungblut schaut sich jede Ausstellung an und diese habe sie gewonnen. „Eine gelungene Ausstellung“, findet auch Kunstinteressierte Christine Preiß.  

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