Von der Heydt-Museum: "Ich fürchte, das Image hat gelitten"

Direktor Gerhard Finckh blickt auf die nähere und die weitere Zukunft von Von der Heydt-Museum und -Kunsthalle. Ein Interview.

Von der Heydt-Museum: "Ich fürchte, das Image hat gelitten"
Foto: Guenter Lintl

Die Sommerpause nähert sich ihrem Ende, der Herbst mit seinen Veranstaltungen naht. Von der Heydt-Museum und -Kunsthalle bereiten sich auf neue Ausstellungen vor. Die letzten unter der Ägide von Gerhard Finckh, der Ende April 2019 in den Ruhestand geht. Die ersten nach der plötzlichen, aus finanziellen Gründen abgesagten Ausstellung über die Kunst Frankreichs im 18. Jahrhundert. Im Gespräch mit der WZ berichtet der Direktor über die nächsten Schauen, über die Situation und die Zukunft des Museums und über die Sorgen, die er sich um die Kulturstadt Wuppertal macht.

Was ist aus Ihrer Enttäuschung über die abgesagte große Frankreich-Ausstellung geworden?

Finckh: Sie bleibt. Aber man muss nach vorne schauen, und deshalb planen wir mit extrem knapper Finanzlage neu. Wir versuchen, die Situation zu entspannen. Es zeichnen sich auch erste positive Signale ab.

Wie ist die Stimmung bei den Mitarbeitern des Hauses?

Finckh: In den großen Sommerferien hatten alle Zeit zum Verarbeiten. Die Stimmung ist noch nicht besonders gut, aber sie wird allmählich besser. Ich versuche wirklich daran zu arbeiten, dass alle nach vorne schauen. Wir wollen alle das Beste fürs Museum.

Hat das Image des Von der Heydt durch die Ausstellungsabsage gelitten?

Finckh: Ich fürchte ja. Wir haben schon Schwierigkeiten, bestimmte Bilder als Leihgaben zu bekommen. Bei der Ausstellungsvorbereitung zu Paula Modersohn-Becker hat ein Museum ein Bild mit der Begründung nicht geliehen, das Von der Heydt würde seinen Anforderungen nicht entsprechen. Das ist ein Dämpfer. Wir müssen den Ruf des Hauses nachhaltig stabilisieren.

Wie weit ist die nächste Ausstellung im Museum?

Finckh: Bei der Paula Modersohn-Becker-Ausstellung ab 9. September wissen wir jetzt, welche Werke an welche Wände sollen. Bis Ende August sollten sie hängen. Ursprünglich sollte die Schau — neben der Großen zu Frankreich — im Mezzanin gezeigt werden. Nun verlegen wir sie in den ersten Stock, wo die Besucher eleganter und freier durchgeführt werden können, und im Mezzanin können wir kleine Empfänge machen. Der Ausstellungskatalog ist schon fertig. Die Künstlerin ist bereits mit 31 Jahren gestorben, nachdem sie sich gerade erst selbst gefunden hatte. Sie lebte ein schwieriges, auch finanziell angespanntes Leben, hin- und hergerissen zwischen der Familie in Worpswede und dem Wunsch, in Paris, der Stadt der modernen Kunst, zu sein. Dennoch war sie nicht die malende Hausfrau, sondern stand mit großen Künstlern in regem Austausch, hinterließ ein tolles Werk, von dem wir rund 30 eigene Gemälde und Zeichnungen sowie etwa 30 Leihgaben zeigen. Leider können wir, finanziell bedingt, nur eingeschränkt werben, aber Paula Modersohn-Becker ist ja ein Publikumsliebling, so dass die Ausstellung hoffentlich auch so gut laufen wird.

Wie weit ist die nächste Ausstellung in der Kunsthalle?

Finckh: Wir sind mit einer Doppelausstellung zu Bogomir Ecker (ab 23. September, Red.) auf einem guten Weg. Im Skulpturenpark Waldfrieden werden seine Skulpturen, bei uns vor allem seine Fotos gezeigt. Ecker bearbeitet Fotos, macht aus ihnen etwas Neues, Spannenderes. Er ist ein großer Künstler, der in Düsseldorf lebt und deutschlandweit wichtige Impulse gesetzt hat. Er macht feine, überlegte, warmherzige Sachen, die mir sehr gefallen.

Was ist mit Plänen für 2019?

Finckh: Für Elberfeld planen wir eine Ausstellung zu Else Lasker-Schüler. Das Kulturbüro betreut im Sommer 2019 die Jahresschau mit Wuppertaler Künstlern in der Kunsthalle. 2020 soll dort dann eine Ausstellung zu Friedrich Engels folgen. Im Von der Heydt-Museum soll 2019/20 von meinem Nachfolger oder meiner Nachfolgerin geplant werden.

Gibt es einen Ersatz für die große Frankreich-Schau?

Finckh: Ich bereite gerade eine Sammlungspräsentation mit dem Titel „Blockbuster — Museum“ vor. Sie wird ab 7. Oktober im zweiten Stock gezeigt. Vorerst auf unbestimmte Zeit. Wir wollen erklären, was ein Museum macht und wie eine Ausstellung entsteht. Außerdem habe ich angefangen, im Mezzanin neue Werke aus unserem ständig wachsenden Bestand aufzuhängen. Unter dem Namen „Welcome Party“ wird die Ausstellung zusammen mit Modersohn-Becker eröffnet.

Denken Sie manchmal an den Ruhestand?

Finckh: Ja, ich hatte gerade Urlaub und fand das ganz schön. Ich kann mir durchaus vorstellen, ein urlaubsähnliches Leben zu führen. Natürlich ist vieles liegengeblieben, das man machen kann, aber nicht muss. Ich hoffe natürlich, dass ich reisen kann und bleibe der Kunst verbunden. Jetzt ist mein Kunst-Fokus noch zweckorientiert; das heißt, es dreht sich alles um die Frage, wie das, was ich sehe und erlebe, dem Von der Heydt-Museum nutzen kann. In Zukunft muss Kunst nur noch für mich und mein Leben relevant sein.

Wie sehen Sie die Kulturstadt Wuppertal?

Finckh: Ich habe Sorge, dass sie Schaden nehmen könnte, vor allem weil zu wenig Geld in die Kultur fließt. Stadtverwaltung und Bürger müssen mehr Geld in die Kultur hineinpumpen, damit das Erreichte aufrechterhalten und nach Möglichkeit soweit ausgebaut werden kann, dass es von Außen wahrgenommen wird.

Ihre Wünsche für das Von der Heydt-Museum?

Finckh: Das Museum ist so, wie es jetzt aufgestellt ist, nicht wirklich zukunftsfähig. Es braucht eine massive Unterstützung durch deutlich mehr Personal, Geld für das Gebäude und Geld für Projekte, um große Ausstellungen oder auch nur irgendetwas machen zu können. Wir müssen Bürger, Firmen und Stadtverwaltung dazu kriegen, hier massiv zu investieren.

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