Wuppertaler Meisterwerke Von der Heydt Museum: Experiment mit strengen Formen

Lázló Moholy-Nagy will Verstand und Gefühl ansprechen.

 Lázló Moholy-Nagy, QXX, 1923.

Lázló Moholy-Nagy, QXX, 1923.

Foto: Laszlo Moholy-Nagy, QXX, 1923, Von der Heydt-Museum, Wuppertal

Der gebürtige Ungar Lázló Moholy-Nagy (1895-1946) ahnte zunächst noch nichts von seinem künstlerischen Talent. So studierte er ab 1913 zunächst Jura in Budapest, bevor er während des Ersten Weltkriegs und einem folgenden Lazarettaufenthalt anfing zu zeichnen. Ab 1917 besuchte er Abendkurse in Aktzeichnen und gab bald schon sein Jura-Studium auf. 1920 siedelte Moholy-Nagy nach Berlin über.

Hier kam er in Kontakt mit den Dadaisten Kurt Schwitters, Hannah Höch und  Herwarth Waldens Galerie Der Sturm. Dort fand 1922 seine erste Einzelausstellung statt. Gerade in diesem Bauhaus-Jubiläums-Jahr begegnet einem der Name Moholy-Nagy häufiger. Denn im März 1923 berief ihn Walter Gropius als Meister an das Staatliche Bauhaus in Weimar. Hier beschäftigte sich der Ungar unter anderem mit typografischen Entwürfen und experimentellem Film und leitete   Metallwerkstatt und   Vorkurs.

Das Bild aus der Sammlung des Von der Heydt-Museums, genannt „QXX“, entstand ebenfalls in diesem Jahr. Nach der Auseinandersetzung mit dem russischen Konstruktivismus, vor allem mit Kasimir Malewitsch und El Lissitzky, beschäftigte sich der Künstler schon seit 1921 mit der Wiedergabe des Lichts und der Wirkung von Farben. In dem Bild „QXX“ experimentierte er mit streng horizontalen und vertikalen Formen von kontrastierender Farbigkeit.

Mit Hilfe einer durchdachten Komposition aus einander überlagernden, einfachen geometrischen Formen – wie Scheibe, Rechteck und Linien – in einer auf zwei Grundfarben sowie Weiß und Schwarz reduzierten Farbpalette schuf er eine ausgewogene Balance. Und er entwickelte eine Harmonie, die nach seinen Worten nicht nur den Verstand, sondern auch das Gefühl ansprechen sollte: „Es ist meine Überzeugung, dass mathematisch harmonische Formen, exakt ausgeführt, voll von emotionaler Qualität sind und dass sie ein perfektes Gleichgewicht zwischen Gefühl und Intellekt herstellen“, schrieb er einmal.

Nach fünf Jahren Lehre verließ Lázló Moholy-Nagy 1928 das Bauhaus und gründete ein eigenes Atelier in Berlin. Hier entwarf er 1929 auch Bühnenbilder. 1934 emigrierte er nach Amsterdam und danach nach London. Durch Vermittlung von Walter Gropius übernahm er 1937 die Leitung der geplanten Designschule New Bauhaus – American School of Design in Chicago. Die Schule musste jedoch aus finanziellen Gründen bereits 1938 wieder schließen. 1939 gründete Moholy-Nagy das Nachfolgeinstitut der School of Design in Chicago, das 1944 zum Institute of Design umstrukturiert wurde und heute Teil des Illinois Institute of Technology (IIT) ist. Bis zu seinem Tod im Jahr 1946 war Moholy-Nagy auch als freier Künstler und Designer tätig.

Für den Kunstsammler Eduard von der Heydt, der abstrakter Kunst eher distanziert gegenüber stand, stellte der Erwerb des Bildes von Moholy-Nagy eine Ausnahme dar. Er schenkte es 1958 unserem Museum. Wer es „live“ sehen will, hat dazu Gelegenheit: Es ist zurzeit in der Sammlungspräsentation „1919-2019 – hundert Jahre Moderne im Von der Heydt-Museum“ zu sehen.

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