Vom Abwasserkanal zum Lebensraum

Verena Flues hat sich an ihrer Pariser Universität mit der Entwicklung der Wupper seit 1800 beschäftigt.

Vom Abwasserkanal zum Lebensraum
Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. „Die Entwicklung der Wupper von 1800 bis heute — vom toten Fluss zur Lebensader“: So heißt die Seminararbeit einer Studentin an der Pariser Universität für Politikwissenschaften. Die gebürtige Wuppertalerin Verena Flues hat sich an ihre Heimatstadt und deren Fluss erinnert, als es in Umweltgeschichte darum ging, wie Mensch und Natur in Beziehung treten und wie sich diese Beziehung entwickelt.

„Ich wusste von der Wupper nicht viel, nur, dass sie früher als bunter oder schwarzer Fluss bezeichnet wurde“, erzählt die 26-Jährige bei einem Besuch in der WZ-Redaktion. Daher habe sie viel recherchieren müssen. „Das Blöde war, dass ich sehr unter Zeitdruck stand und auch nicht für die Recherche nach Wuppertal kommen konnte.“

Also musste sie alles per Mail oder telefonisch erledigen oder Andere um Hilfe bitten. „So habe ich beispielsweise meine Mutter ins Museum für Frühindustrialisierung geschickt, damit sie dort Fotos für mich macht“, erzählt Verena Flues, die inzwischen ihren Abschluss in der Tasche hat.

Ganz begeistert ist die Wahl-Pariserin von der Hilfsbereitschaft der Wuppertaler,: „Ich habe mit ganz vielen Leuten Kontakt gehabt, zum Beispiel mit dem Bergischen Geschichtsverein oder dem Stadtarchiv. Alle waren total kooperativ.“

Ihre Leistung, sich in ihrer alten Heimat viele Quellen zu besorgen, habe der Dozentin gut gefallen. „Ich habe auch eine gute Note bekommen“, sagt Verena Flues auf Nachfrage. Allerdings habe ihre 17-seitige Arbeit in Paris kein öffentliches Interesse gefunden. Das sei in Wuppertal ganz anders: „Der Verein ,Neue Ufer’ weist auf seiner Homepage darauf hin und in einem Ratsausschuss ist sie auch erwähnt worden“, freut sich die junge Politikwissenschaftlerin.

In ihrer Arbeit geht es darum, wie sich die Wupper und die Menschen seit 1800 entwickelt haben. „In der Zeit der Frühindustrialisierung gab es eine Bevölkerungsexplosion. Den Preis bezahlte die Wupper, die zum Abwasserkanal wurde“, hat Verena Flues herausgefunden. Wegen des verschmutzten Wassers seien tausende Menschen — insbesondere die Arbeiter, die nah am Ufer wohnten — an Typhus und Cholera erkrankt.

Zwischen 1930 und 1980 habe ein erstes Umdenken stattgefunden. Flues nennt es „Die Zeit der großen Ingenieursprojekte“. Der Wupperverband wurde gegründet, Talsperren, aber auch Kanalisation und Kläranlagen wurden gebaut, Wasser chemisch gereinigt.

Ab 1980 kam der Umweltgedanke hinzu. „Heute ist die Wupper wieder Teil des städtischen Lebens“, schlussfolgert Verena Flues. Das habe zwar lange gedauert, aber das Zusammenarbeiten verschiedener Akteure habe den Erfolg ausgemacht. In die Zukunft der Wupper blickt die gebürtige Sonnbornerin auch im Hinblick auf das große bürgerschaftliche Engagement daher zuversichtlich.

Die Seminararbeit von Verena Flues steht auf der Homepage des Vereins Neue Ufer Wuppertal

neue-ufer-wuppertal.de

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