Volker Mehl: Koch-Einsatz auf Kreta

Yoga und Ayurveda — auf der griechischen Insel lehrt der Wuppertaler die Kunst des Glücklich-Kochens.

Wuppertal. Olivenbäume, soweit das Auge reicht. Tausende, uralte Bäume stehen auf Kreta und geben die Früchte, aus denen die teuren, flüssigen Träume sind: Olivenöl, extra virgin. In einer kleinen Fabrik in dem winzigen Dorf Kritsa wird es hergestellt, kalt gepresst bei konstanten 24 Grad. Keine Filtersysteme, sondern nur klares Wasser hilft beim schonenden Reinigen des Öls, dem eine besonders gesunde Wirkung attestiert wird.

„Olivenöl hat im ayurvedischen Sinn eine kratzende Eigenschaft, welche die Gefäße frei machen soll“, erklärt Volker Mehl aus Wuppertal. Er ist Ayurveda-Koch aus Leidenschaft, für ihn macht essen glücklich. Kochen auch, wie sein aktuelles Kochbuch „Koch dich glücklich mit Ayurveda“ verrät.

Auf Kreta pflückt er in dem kleinen Kräutergarten eines Cafés seine Zutaten fürs Mittagessen. Zucchini-Blüten, Minze, Erdbeeren und verschiedene Sorten Salat. Es schafft Respekt vor dem Essen, wenn es nicht aus Obst- und Gemüsetheken eines Supermarktes stammt. „Im ayurvedischen Sinn geht es auch immer um Energie“, sagt Mehl.

Die stammt vom Koch und überträgt sich beim Zubereiten auf die Speisen und letztlich auf die Essenden. Stundenlang hantieren die Teilnehmer des Workshops auf der steinernen Terrasse mit Gemüse und Obst. Dabei liebt es Volker Mehl bodenständig: Auf zwei Feuerstellen, in denen Holzscheite lichterloh brennen, stehen ein Topf und eine Pfanne — mehr nicht.

Ganz in seinem Element ist der 37-Jährige, wenn er Reis kocht, Salat mischt und Quark anrührt. Dabei sieht Volker Mehl gar nicht aus wie ein Koch: Die langen schwarzen Haare lugen unter einem Hut hervor, zahlreiche Tätowierungen sind zu sehen. Dennoch — wer mitmacht und isst, den hat der Wuppertaler sofort überzeugt.

Wirklich zu spüren ist davon zwar nichts — von der Energie der Speisen. Auch Tomaten schneiden und Zwiebeln klein hacken fühlt sich an wie zu Hause. Doch schön bunt wird das Mahl, und frisch ist es sowieso, denn der Wuppertaler Koch legt Wert darauf, nur saisonale Produkte zu verwenden. Dazu gehört auf Kreta eben auch literweise Olivenöl. Salat, Quark und Reisgerichte verfeinert Volker Mehl mit der hellgrünen Flüssigkeit, lässt es die Gäste seines Kochworkshops auch pur vom Löffel probieren. Es rinnt rau und kratzend die Kehle hinunter — eine ayurvedische Wirkung zum Nachempfinden.

Schon in den 1950er Jahren gab es die ersten Studien, heute ist die „Kreta-Diät“ interessanter denn je. Sie scheint der Schlüssel zu langem, gesundem Leben zu sein, denn die Bewohner Kretas feiern deutlich mehr Geburtstage als der europäische Durchschnitt. Auch soll das Öl Brustkrebs verhindern, und wohltuend auf Magen und Darm wirken. Die Kreter verzehren durchschnittlich pro Kopf und Jahr mehr als 30 Liter.

Auf den Tisch unter einem Dach aus wildem Wein und dem strahlend blauen Himmel kommen schließlich Zucchini-Blüten gefüllt mit Reis, Oliven und Rosinen, Erdbeerquark mit frischer Minze, Erbsenpüree, Salat und ein Blechkuchen mit Orangenscheiben und Nüssen. „Ayurveda verbindet immer alle Geschmacksrichtungen in einem Essen, damit es hinterher keinen Heißhunger auf Süßes gibt“, so der Koch. Die zweite Prämisse, nur so viel zu essen, wie in zwei Hände passt, wird auf Kreta zugunsten des Nachschlags allerdings ersatzlos gestrichen.

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