Campus Wuppertal Virtuelle Welten machen „autonomes Lernen“ möglich

Christian Dominic Fehling erforscht digitale Anwendungen für einen besseren Unterricht an Berufsschulen. Der Bund unterstützt das Uni-Projekt.

 Christian Dominic Fehling zeigt, wie die das „autonome Lernen“ aussehen könnte.

Christian Dominic Fehling zeigt, wie die das „autonome Lernen“ aussehen könnte.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Der Besuch virtueller Welten wird ja in der Öffentlichkeit oft mit surrealen Abenteuern oder fantastischen Entdeckungsreisen in digitalen Umwelten gleichgesetzt. Christian Dominic Fehling verfolgt da einen ungleich pragmatischeren Ansatz – auch und gerade weil er sich in seiner Forschung schwerpunktmäßig mit Augmented Reality (AR) und Virtual Reality (VR) auseinandersetzt. Der 35-jährige wissenschaftliche Mitarbeiter des Instituts für Systemforschung der Informations-, Kommunikations- und Medientechnologie (Sikom) der Uni Wuppertal befasst sich mit der Frage, wie Techniken der AR und der VR in der Ausbildung an Berufsschulen eingesetzt werden können.

Unter AR versteht der Fachmann die Erweiterung der analogen Welt durch digitale Technik – jeder, der ein Smartphone benutzt, kann dies tagtäglich erleben. VR bezeichnet den Austausch der analogen Welt gegen eine digitale – ermöglicht wird dies durch sogenannte VR-Brillen, die seit 2016 auch für den Normalverbraucher zu erhalten sind.

Fehling ist Ingenieur für Druck und Medientechnik und hat zudem eine Ausbildung als Mediengestalter absolviert. Überdies hat er schon in seiner Jugend ein Faible für digitale Technik gehabt. „Technikinteressiert war ich schon immer.“ Auch in seiner Masterarbeit setzte sich Fehling mit der Frage auseinander, wie eine digital generierte Welt mit dreidimensionaler Darstellung für Lernprozesse eingesetzt werden kann.

Im Rahmen eines 2013 gestarteten Verbundprojektes, das von der Bundesregierung gefördert wird und noch bis September dieses Jahres läuft, befasst sich Fehling damit, wie digitale Anwendungen in der Ausbildung der Druck- und Medienbranche beziehungsweise dem Maschinen- und Anlagenbau eingesetzt werden können.  Die Vorteile einer solchen Art der Wissensvermittlung liegen für ihn auf der Hand: Es gibt „keinen Frontalunterricht“ durch die Lehrer mehr, die Berufsschüler kommen in der Ausbildung mit einem „selbstbestimmten, autonomen Lernen“ in Kontakt. Dadurch werde eine bessere Berufsausbildung möglich, können die Nutzer doch durch den Perspektivwechsel direkt in die Rolle des Anwenders schlüpfen.

Wie das in der Praxis aussehen kann, führen Fehling und seine Kollegen im „Media-Lab“ des Instituts vor, das sich auf dem Campus Freudenberg der Uni befindet. Dort können Probanden mit einer VR-Brille über dem Gesicht und zwei Controllern in den Händen in virtuelle Arbeitswelten abtauchen. Freundlich assistiert werden sie dabei von Rechnern und einer vom Institut entwickelten Software. Mit ein paar Klicks wechselt der VR-Nutzer dann zum Beispiel an eine Druckmaschine und kann durch die digital konstruierte Welt direkt in die Funktionsweise der Maschine schauen, einzelne Bauteile herausnehmen und Prozessabläufe studieren.

Mit zehn Berufsschulen – unter anderem auch in Österreich und der Schweiz – arbeitet das Institut mittlerweile zusammen. In NRW beteiligt sich eine Berufsschule aus Essen an dem Projekt. Als Kooperationspartner hat Sikom zudem die renommierte Heidelberger Druckmaschinen AG gewonnen. Das Unternehmen nutzt die in dem Projekt erarbeiteten Inhalte auch für seine Ausbildung.

Die VR-Technik ist nach Ansicht von Fehling eine Ergänzung zum klassischen Unterricht, kein Komplettersatz. Zudem sei diese Art der Unterrichtsgestaltung auch längst nicht für jedes Schulfach geeignet. Es müsse schon „ein Mehrwert“ durch den Unterricht erreicht werden. „Man muss wissen, welches Problem möchte ich mit dem Lehrinhalt lösen. Dann können auch funktionierende Unterrichtskonzepte entwickelt werden.“

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