VHS: Kurse auf dem Prüfstand

Interview: Monika Biskoping, Leiterin der Volkshochschule, spricht über drohende Sparmaßnahmen und die Bedeutung der Weiterbildung für Wuppertal.

Frau Biskoping, der Finanzplan für den Zweckverband Bergische VHS wurde nicht verabschiedet. Was ist passiert?

Monika Biskoping: Die Solinger Ratsmitglieder sind mit den geplanten Einsparungen und Kürzungen nicht einverstanden. Wir können aber nur abstimmen, wenn beide Städte mehrheitlich an einem Strang ziehen - die selben Ziele verfolgen. Die Verbandsversammlung, auf der der Plan hätte verabschiedet werden sollen, ist erst einmal abgesagt worden - mit dem Ziel, jetzt Gespräche zwischen den Politikern beider Städte zu führen, um Einigungsmöglichkeiten zu finden. Ich gehe im Moment davon aus, dass wir im Herbst einen Wirtschaftsplan haben.

Die Probleme sind aufgetreten, weil sich die Städte nicht einig sind - insbesondere, was die Einsparungen anbelangt. Ist der Zweckverband trotzdem eine Erfolgsgeschichte?

Biskoping: Ich als Leiterin kann uneingeschränkt sagen, dass das eine gute Sache ist - und hätten Sie mich das vor drei Jahren gefragt, hätte ich nicht geglaubt, dass ich das jemals sagen würde. Ich glaube auch, dass die Mitarbeiter - die anfangs alle dagegen waren - die Vorteile mitbekommen haben. Insbesondere, dass wir kein Programm haben einsparen müssen: Das war das Ziel und das haben wir eingehalten.

Auch wenn der Finanzplan noch nicht verabschiedet ist, ist klar, dass sie sparen müssen. Wo und wie wird gespart?

Biskoping: Was das offene Programmangebot anbelangt - die Kurse, die jeder Bürger besuchen kann - , sind keine Kürzungen geplant. Wir gucken, dass wir äußerst sparsam mit Sachmitteln umgehen und nur das Notwendigste brauchen.

Im Finanzplan spricht man von "quantitativen Änderungen" im Programm.

Biskoping: Es gibt in jedem Fall Punkte, die gar nicht zur Debatte stehen: Das sind unter anderem die Politische Bildung, die Grundbildung und Deutsch als Fremdsprache. Sprachen und berufliche Bildung konstituieren die Identität der VHS. Wir werden aber jeden Kurs einzeln überprüfen, aufwendige oder kaum gefüllte Kurse werden dann eventuell gekürzt. Wir fragen uns natürlich auch, wie viele EDV-Räume wir eigentlich brauchen. Da kann man gegebenenfalls sparen.

Bei der Stadt gilt ein Einstellungsstopp. Müssen Sie auch am Personal sparen?

Biskoping: Wir gehören ja sozusagen den Städten, sodass wir uns entsprechend verhalten müssen, soweit es tatsächlich nicht zu anderen Verlusten kommt. Bald wird die Stelle der Fachbereichsleitung Fremdsprachen frei. Wenn diese Stelle aber nicht wiederbesetzt würde, verlören wir Gelder, die wir durch Teilnehmergebühren einnehmen.

Können Sie trotz Sparmaßnahmen die Qualität des Programms halten?

Biskoping: Es gilt ganz klar: Lieber weniger Kurse als Qualitätseinbuße. Es geht nicht um Masse. Durch den Zusammenschluss der beiden Volkshochschulen sind bereits Stellen eingespart worden.

Laut Finanzplan steht zur Debatte, die Familienbildung in Wuppertal zu streichen und nur noch in Solingen anzubieten.

Biskoping: Es wird im Moment geprüft, ob nicht die Familienbildung in Wuppertal beibehalten werden kann, dann müssen wir aber an anderer Stelle sparen. Die ursprüngliche Idee war, dass die kirchlichen Träger die Aufgaben übernehmen könnten, aber das scheint nicht praktikabel.

In Solingen sollen die Schulabschlüsse gestrichen werden. Die sollen ab 2013 in Wuppertal-Cronenberg stattfinden. Was bedeutet das für Solingen?

Biskoping: Man kann mit dem Schnellbus nach Cronenberg - das ist für bestimmte Solinger genauso schwer zu erreichen wie für manchen Wuppertaler. Natürlich kommt das aber in den Medien und Teilen der Politik in Solingen nicht gut an, obwohl ein Zusammenschluss qualitative Vorteile mit sich brächte.

Sind die Einsparungen der Städte - Wuppertal will 500 00 Euro weniger geben, Solingen 250 000 Euro - zu hoch?

Biskoping: Schwierige Frage. Meine Meinung dazu ist, dass die Städte es verdient hätten, wenn das Land mehr Geld dazu geben würde. Die Aufgabe VHS ist nämlich eine Pflichtaufgabe. Das Land zieht sich aber tendenziell aus der Förderung zurück. Man muss dafür kämpfen, mehr Landesmittel zu bekommen, damit die Kommunen in die Lage versetzt werden, diese Pflichtaufgabe zu erfüllen.

Die Städte müssen sparen, die Bürger tiefer in die Tasche greifen. Die Preise für viele Kurse sollen um fünf Prozent erhöht werden. Können sich die Leute das leisten?

Biskoping: Wir haben heute schon die Situation, dass Kurse nicht wirklich preiswert sind. Auch mit den Ermäßigungen, die wir haben, ist das für viele Leute nicht bezahlbar. Wenn man Hartz IV bekommt, hat man zwar 50 Prozent Ermäßigung, aber auch das können viele Familien nicht bezahlen. Das macht es natürlich nicht besser. Ich bin ratlos, wie es ohne Erhöhungen gehen soll.

Was hoffen Sie, wie es nun mit dem Zweckverband weitergeht?

Biskoping: Es ist für September ein Treffen geplant. Ich hoffe stark, dass es eine Einigung gibt und beide Städte einen guten Kompromiss finden. Das Problem ist ja, dass die Städte gezwungen sind, diese Summen tatsächlich einzusparen. Ich denke, dass Wuppertal gar nicht weniger sparen darf. Ich mache mir aber Hoffnungen, dass man die Kürzungen des Landes von 2005 wieder zurücknehmen wird. Das bedeutet für uns 160 000 Euro mehr - und zwar jährlich, das wäre schon eine feine Sache.

Abschließend noch eins: Die VHS ist wichtig, weil...

Biskoping: ...es keine andere Weiterbildungseinrichtung gibt, die wirklich für alle offen ist. Ob ich sie nun besuche oder nicht - die VHS wird von Bürgern in jedem Ort als die ihre angesehen und es ist unsere Aufgabe, den Menschen lebenslanges Lernen zu ermöglichen.

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