Vermeintliches Erbe: Wie ein Betrüger den Verein Pfotentisch ruiniert hat

Wuppertaler Tierschutzverein hoffte auf Geld eines vermeintlichen Wohltäters und steht vor dem Aus.

Vermeintliches Erbe: Wie ein Betrüger den Verein Pfotentisch ruiniert hat
Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Beschämt und wütend blicken Angela Bosompen und Angelika Thomsen auf die letzten Monate zurück. Im November tauchte bei den Vorsitzenden des Tierschutzvereins „Pfotentisch“ ein vermeintlicher Hundetrainer auf. Der Mann erklärte, krebskrank zu sein. Da er nur noch wenige Monate zu leben habe, wolle er 335.000 Euro, einen Teil seines Erbes, in den „Pfotentisch“ und das Haus von Angelika Thomsen investieren. Die Frauen glaubten an ein edles Angebot. Heute beklagt Thomsen einen Schaden von 50.000 Euro. „Der ist ein Betrüger“, sagt die Tierfreundin resigniert.

Der „Pfotentisch“ versorgt seit sechs Jahren bedürftige Tierhalter mit Futter, das mit Spenden finanziert wird. Die Ausgabestelle befindet sich im Wohnhaus der 1. Vorsitzenden Thomsen. „Als der Mann zu uns kam, hat er sich direkt eingebracht und viel geholfen“, erinnert sich Angela Bosompen, 2. Vorsitzende des Vereins.

Dann erkundigte er sich nach der freien Wohnung in Thomsens Haus. Großzügig bot er sein Erbe für dessen Renovierung an. Die Frauen reagierten skeptisch: „Doch er hat darauf bestanden. Er sagte, er lebe nicht mehr lange, und für die Klienten des „Pfotentischs“ wären renovierte Räume ja auch schöner“, berichtet Bosompen.

Über den Verein bestellte der Mann Container, in denen Fußböden und Bäder landeten. Klempner, Elektriker, Fliesenleger und Maler begannen mit der Arbeit. Doch das vermeintliche Erbe war nicht verfügbar. Wie die Frauen berichten, wechselte der Mann immer öfter die Konten. Als sie misstrauisch wurden, habe er Schreiben eines Rechtsanwalts präsentiert, das die Verfügbarkeit des Geldes belege. „Wir haben ihm weiter vertraut. Der hatte einfach so eine Art, und er hat ja auch viel gemacht“, erklärt Bosompen.

Am 8. Juli ist das Spiel vorbei. „Diesen Tag werde ich nie vergessen“, so Thomsen. Wegen früherer Betrugsfälle wird Karsten M. verhaftet. Insgesamt 183 Tage muss er in der JVA Bielefeld verbüßen. „Es handelt sich um eine Ersatzfreiheitsstrafe. Der Mann wurde zuvor zu einer Geldstrafe verurteilt, die er nicht gezahlt hat“, bestätigt der Wuppertaler Oberstaatsanwalt Hans-Joachim Kiskel.

„Als wir den zurückgelassenen Aktenkoffer aufgemacht haben, sind uns die ganzen Briefe in die Hände gefallen“, berichtet Bosompen. Karsten M. soll auch die Bankkarten der Frauen entwendet und das Spendenkonto des Pfotentischs geplündert haben: 1500 Euro waren darauf, darunter eine Spende der Stadt. Wie die Polizei bestätigt, hat Thomsen Anzeige wegen Betrugs und Diebstahls erstattet. Die Wohnungen der Freundinnen sind nur teilweise bewohnbar, es wird in der Büroküche gekocht. Angela Bosompen kann sich nicht erklären, wie sie dem Mann trauen konnte. Auch sein Motiv kennt sie nicht.

„Jetzt versuchen wir, das wieder geradezubiegen“, sagt sie. Zwei Futterausgaben des Pfotentischs fielen bereits aus. Um die Arbeit wieder aufzunehmen, braucht der Verein Baumaterial, Futter und Helfer. „Eigentlich brauchen wir alles“, fasst Bosompen zusammen.

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