Beruf : Vereinbarkeit von Familie und Beruf: „Der Metzger kann nicht zu Hause schlachten“
Wuppertal Elternzeit und Reduzierung von Arbeitszeit - damit tut sich das Bergische Handwerk noch schwer.
„Lieber Chef, ich möchte meine Arbeitszeit reduzieren.“ Dieser Satz ist in der Handwerksbranche noch immer ein Tabu. Während in vielen Berufen bereits familienfreundliche Arbeitszeitmodelle Einzug gefunden haben, hinkt man auf dem Sektor der traditionsreichen Handarbeit noch hinterher. „Wir arbeiten nach dem Prinzip Selbstausbeutung“, sagte uns ein Handwerksmeister, der sich mit diesem aufschlussreichen Zitat nicht in der Zeitung wiederfinden will.
Für das Handwerk ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf aus vielfältigen Gründen eine besondere Herausforderung. Kreishandwerksmeister Arnd Krüger spricht das Thema Elternzeit an: „Das geht in einem kleineren Handwerksbetrieb im Grunde gar nicht – aber es wird trotzdem möglich gemacht.“ Muss es auch, denn Arbeitnehmer haben einen Rechtsanspruch auf das Nehmen der Elternzeit (siehe Kasten). Wenn sie diesen denn geltend machen. Im Handwerk ist das noch mehr die Ausnahme als die Regel.
Der Malerbetrieb Tesche in Cronenberg hat eine lange Tradition. 1958 von Robert Tesche gegründet, betreiben heute Rolf Tesche und sein Sohn Marco den Malerinnungsbetrieb mit zehn Mitarbeitern. Da wird doch sicherlich Elternzeit schon einmal Thema gewesen sein. Oder? „Nein, das hatten wir noch nicht“, sagt Rolf Tesche. Er glaube aber nicht, dass es in seinem Betrieb eine Hemmschwelle gibt, danach zu fragen. Theoretisch sei so etwas aber machbar. „Machbar, aber sehr schwierig“, sagt Tesche.
Der Wuppertaler Elektro-Technikbetrieb von Elektro-Innungs Obermeister Ingo Kursawe hat 18 Mitarbeiter. Auch hier bestätigt Chef Kursawe: „Elternzeit - das hatten wir jetzt zum ersten Mal.“ Der Betrieb besteht seit 1980. Vor ein paar Jahren sei der erste Mitarbeiter mit dem Wunsch an ihn herangetreten, sich für zwei Monate der Erziehung daheim zu widmen.
Im Notfall wird auf
Leiharbeiter zurückgegriffen
Kursawe sagt: „Klar ist das schwierig gewesen. Aber es ist ja gesetzlich so vorgeschrieben. Was soll ich da tun?“ In Zeiten des Fachkräftemangels könne er in den Monaten, in denen ein Mitarbeiter ausfällt, lediglich auf Leiharbeiter zurückgreifen. „Das ist nicht ideal.“