Veranstaltung der Enno und Christa Springmann-Stiftung war diesmal ohne Publikum Preisverleihung trotzt stillgelegtem Kulturleben im Hasenschul-Studio

Der Mendelssohn Saal der Historischen Stadthalle war in Gänze gefüllt, als im vergangenem Jahr die Preise der Enno und Christa Springmann-Stiftung vergeben wurden. Damit konnte die Verleihung in diesem Jahr nicht mithalten, die ohne Publikum auskommen musste.

 Die Preisträger auf der Bühne des Hasenschul-Studios (v.l.): Olaf Rosier (Wuppertaler Kurrende), Iris Marie Sojer, Uwe Becker und Klaus Tamm.

Die Preisträger auf der Bühne des Hasenschul-Studios (v.l.): Olaf Rosier (Wuppertaler Kurrende), Iris Marie Sojer, Uwe Becker und Klaus Tamm.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Und doch wohl mehr Menschen erreichte. Im Netz, wo ein Livestream am Samstagvormittag zeigte, wie in der Hasenschule, die seit einigen Wochen als Aufnahmestudio dient, die Preise überreicht wurden. Auf einer Bühne mit Flügel, Bar und dekorativ drehendem Blumentischchen. Was das Abstandhalten mitunter etwas erschwerte.

20 000 Euro wurden dieses Jahr an drei Kulturschaffende und einen Chor verteilt, die den Schwerpunkt ihrer Tätigkeit in Wuppertal haben. Stiftungsvorsitzender Eckhard Arens moderierte seine letzte Preisverleihung (siehe Kasten) routiniert und zugleich den Anweisungen der Techniker folgend, die den Ablauf minutiös begleiteten. Inklusive Musikeinspielungen, wie sie aus TV-Filmpreisverleihungen bekannt sind, und aufgezeichneten Gast-Beiträgen.

Hermann Hirsch etwa sprach seine Laudatio auf Klaus Tamm in einem Videoclip. Auch er Naturfotograf und Freund des Wuppertalers, der in seinen preisgekrönten Aufnahmen die Natur so zeige, wie er sie erfahre – mit viel Geduld, Präzision, gutem Auge und großer Wertschätzung. Weshalb er auch aktiver Naturschützer ist. Via Laptop blendete Tamm einige seiner fantastischen Aufnahmen ein, ließ so sein Können erahnen. Er kündigte an, das Preisgeld dem Umweltschutz zu spenden.

Im Livestream konnte die
Ehrung mitverfolgt werden

Oder die Wuppertaler Kurrende, für die ihr Vorsitzender Olaf Rosier den Preis entgegen nahm. Corona bedingt wurde der Chor eingespielt – mit dem Bergischen Heimatlied und einem fünfminütigen Filmporträt, das seine vielfältigen Tätigkeiten demonstrierte. Lambert T. Koch, Rektor der Bergischen Universität, hielt die Laudatio. Der „langjährige Fan der Kurrende und Freund der Kirchenmusik“ stellte die Leistungen des 1924 gegründeten Chores und dessen ganzheitlichen Bildungsansatz heraus. Es gelte diesen „Kulturbotschafter unserer Region“ nicht nur ideell, sondern auch materiell zu unterstützen.

 Seine Uraufführung „Ich habe dich gewählt...“ hatte Lutz-Werner Hesse und Iris Marie Sojer im letzten Jahr zueinander geführt. Nun hielt der Komponist und Musikhochschul-Direktor die Laudatio auf die junge Sängerin des Wuppertaler Opernensembles. Er zeichnete ihre Biographie nach, betonte Bühnenpräsenz und Ausstrahlung der „wunderbaren Gesprächspartnerin“: Es sei eine Freude gewesen, für diesen idealen Mezzosopran zu schreiben. Den die sympathische junge Sängerin – am Flügel von Koji Ishizaka, Solorepetitor an den Bühnen, begleitet – mit Liedern von Fauré, Mahler und Brahms auch live unter Beweis stellte.

Dass Uwe Becker singen kann, ist nicht jedem bekannt. In seiner WZ-Kolumne „Wenn Flächenbrand Phil Collins schlägt“, erinnert der Wuppertaler Satiriker an diese Eigenschaft, die ihm, unterstützt durch einige „manipulative Eingriffe“ 1995 dazu verhalf, die Hitparade von Radio Wuppertal zu stürmen (und den britischen Popsänger zu überflügeln). Am Samstag las der vierte Preisträger seinen Text vor, nachdem er von WZ-Chefredakteur Lothar Leuschen als radikaler Querdenker und hingebungsvoller Sohn der Stadt gewürdigt worden war. Die „schöne Idee“, ihm den Preis zu verleihen, nahm Becker zudem zum Anlass, um auf die Not vieler Künstler aufmerksam zu machen, die derzeit ohne Einkünfte sind.

Ein Hinweis, den Kulturdezernent Matthias Nocke aufgriff, der Bund, Land und Stadt hier in der Verantwortung sieht. Er verteilte im Namen der Stadt Komplimente an die Preisträger und empfahl der Festgemeinde den Genuss des Kulturlebens, das nun langsam wieder beginne.

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