Begrabt mein Herz in Wuppertal Als BAP unsere Vorgruppe war

Unser Kolumnist hat in den 80er Jahren zusammen mit der berühmten Kölner Band gespielt.

 Uwe Becker, 1954 in Wuppertal geboren, ist Chefredakteur des Wuppertaler Satiremagazins Italien und Mitarbeiter des Frankfurter Satiremagazins Titanic. Jeden Mittwoch schreibt er in der WZ über sein Wuppertal.

Uwe Becker, 1954 in Wuppertal geboren, ist Chefredakteur des Wuppertaler Satiremagazins Italien und Mitarbeiter des Frankfurter Satiremagazins Titanic. Jeden Mittwoch schreibt er in der WZ über sein Wuppertal.

Foto: Joachim Schmitz

Heute möchte ich mich zunächst bei meinen Leserinnen und Lesern und beim WSW-Mobil-Geschäftsführer Ulrich Jaeger herzlich bedanken. In meiner vorletzten Kolumne beklagte ich, dass ich keine Post bekäme und in der letzten gestand ich schweren Herzens eine Schwarzfahrt in den 60er Jahren mit der Schwebebahn. Inzwischen habe ich einen kleinen Wäschekorb voll mit wunderschönen Postkarten und Briefen erhalten. Ich hatte, das muss ich gestehen, mit so einer Resonanz nicht gerechnet. Und auch meine weit zurückliegende ticketlose Fahrt mit der Schwebebahn ohne gültigen Fahrausweis bleibt ungestraft. Ehrlichkeit zahlt sich letztendlich immer aus, auch wenn sie erst ein halbes Jahrhundert später offenbart wird.

Inzwischen ist auch endlich der Brief eingetroffen, den ich sehnlich erwartet hatte - meine Nebenkostenabrechnung 2019. Dies habe ich wahrscheinlich auch dem Schwung Briefen und Postkarten meiner Fans zu verdanken, in deren Sog womöglich auch das Schreiben der Hausverwaltung in meinen Briefkasten gespült wurde. Immerhin wurde mir darin mitgeteilt, dass ich einen nicht unerheblichen Betrag zurückbekomme. Und was soll ich Ihnen sagen, beim Blick auf mein Konto stellte ich fest, das Geld war früher auf meinem Konto als der Brief in meinem Kasten. Verrückte Welt, verrücktes Wuppertal.

Als ich letzten Freitag den Kölner Treff im WDR schaute, eine vorgezogene Geburtstagsendung für BAP-Gründer Wolfgang Niedecken, der gestern 70 Jahre alt wurde, war auch unser aus Funk und Fernsehen bekanntes Star-Ehepaar Ann-Kathrin Kramer und Harald Krassnitzer eingeladen, die im beschaulichen Stadtteil Beyenburg leben und mit dem Musiker befreundet sind.

Je länger ich den Gesprächen der illustren Runde folgte, erinnerte ich mich an eine kuriose Begegnung mit Wolfgang Niedecken’s BAP, ein Ereignis, das fast auf den Tag 40 Jahre zurückliegt. Niedecken war da noch keine 30, ich noch keine 27. Also verdammt lang her. Ich war Mitglied der Wuppertaler Rockband Armutszeugnis. Es war Februar 1981, als wir in der Mensa der Uni-Wuppertal einen Auftritt hatten. Wolfgang Hamm, Chef des Independent-Labels Eigelstein aus Köln, war von unserer Gruppe begeistert und plante, im Sommer ein Album mit uns aufzunehmen. Wolfgang Hamm hatte unsere Band vorher nie live gesehen, kannte nur die Stücke. Um zu prüfen, ob unsere Bühnenshow annähernd so verrückt wäre wie die Texte der Songs, kündigte er sich für diesen Abend an.

Im Vorfeld hatte Hamm dem Veranstalter noch angeboten, eine Kölner Band mitzubringen, die kurz vorher ihr zweites Album bei Eigelstein herausgebracht hatten: Wolfgang Niedecken’s BAP. An diesem denkwürdigen Abend war BAP allerdings unsere Vorgruppe. Ich erinnere mich, wie wir Backstage Niedeckens Gesang lauschten, aber kein Wort verstanden. Als wir später unter dem Jubel der Massen die Bühne betraten, fragte unser Sänger das Publikum auf Hochdeutsch, ob sie ein Wort der Vorband verstanden hätten, dies wurde grölend verneint. Die Mundart-Rocker aus Köln zogen dann ein wenig bedröppelt von dannen. Wir bekamen den Plattenvertrag.

BAP trennte sich wenige Monate später übrigens von Eigelstein und wechselte zum Major-Label EMI. Okay, die Kölner Band um Niedecken ging später durch die Decke, wir Wuppertaler Jungs blieben mit beiden Beinen auf dem Boden und übten uns in Demut, Armut und Bescheidenheit. Jedenfalls haben wir eines mit den Rolling Stones gemeinsam: BAP war mal unser Support-Act. Frohe Ostern!

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