Utopiastadt : Warum der Bahnhof Mirke bis in den kleinsten Winkel vermessen wird
Mirke Ein Wuppertaler Büro plant die Sanierung des Denkmals. Die Vorarbeiten für das Vier-Millionen-Euro-Projekt haben begonnen.
. Madonna Al-Hakim und ihre Mitstreiter dürften den Bahnhof Mirke bald besser kennen als jeder andere. Jede Ecke des Denkmals erkunden sie derzeit und vermessen das Gebäude. Keine einfache Aufgabe, wie ihre Chefs, Isabella und Arndt Rosenkaymer vom Büro insa4 rosenkaymer architekten PartG mbB., erklären. 90 Grad-Winkel seien in dem vor 140 Jahren eröffneten Bahnhof eher die Ausnahme, für die richtigen Aufmaße benötigt Al-Hakim ein teures Spezialgerät. Alles aber notwendig, denn es sind die Vorarbeiten für die große Aufgabe: die Sanierung des gesamten Bahnhofsgebäudes.
Insa4 architekten haben Ende 2018 den Zuschlag erhalten, als Generalplaner die Sanierung zu übernehmen, das Denkmal wieder zu Glanz zu bringen. Wie stolz die Wuppertaler sind, war schon bei der Bekanntgabe im Dezember zu hören. „Eigentlich kriegt man so ein Projekt nur im Studium und glaubt, dass man in der Realität so etwas nie machen kann. Bei mir ist das jetzt umgekehrt“, sagte Geschäftsführer Arndt Rosenkaymer damals. Und auch seine Frau betont jetzt beim Rundgang durch das Gebäude, dass es etwas „ganz, ganz Besonderes ist. Das hat mich immer schon gereizt“. Zumal Utopiastadt das Areal überregional bekannt gemacht habe. Sie selbst habe die Entwicklung immer aufmerksam verfolgt. „Auch im Inneren mit einem Bier“, wie Rosenkaymer schmunzelnd ergänzt.
Bauherr ist die Utopiastadt gGmbh, die sich jahrelang um Fördermittel bemühte – und schließlich erfolgreich war. Gut vier Millionen Euro stehen zur Verfügung, 80 Prozent werden gefördert. Den Eigenanteil hat die gGmbH zum Teil über Sponsoren reingeholt. Einen weiteren Teil steuert Utopiastadt über Eigenleistungen, sprich Arbeitskraft bei. Das zu koordinieren, ist eine der Aufgaben, die insa 4 architekten vor sich hat – neben der Zusammenarbeit mit den anderen Unternehmen, Gewerken und Themen wie Bauphysik und Brandschutz. Ein Projekt mit so vielen Beteiligten „hatten wir noch nie“, sagt Isabella Rosenkaymer.
Sanierung des Denkmals Mirker Bahnhof ist eine Herausforderung
Das klingt nach einer Herausforderung, aber auch nach einer spannenden Aufgabe. Hinzu komme dann noch der Denkmalschutz als zusätzliches Bonbon. Damit kennt sich das Ehepaar bereits aus, hat in diesem Bereich schon viel gearbeitet. Wuppertal habe Glück, erklären die Rosenkaymers, „so viele Denkmäler zu haben“. Immer wieder werde über das Thema Nachhaltigkeit diskutiert. „Aber es gibt kaum etwas Nachhaltigeres, als ein altes Gebäude zu erhalten und umzubauen“, sagt Arndt Rosenkaymer. Wie jetzt eben im Bahnhof Mirke. Es sei „eine Operation am offenen Herzen“. Denn während der Arbeiten soll der Betrieb im Bahnhof mit seinen vielen Angeboten vom Café Hutmacher bis zu Veranstaltungen weiterlaufen.
Bis dort die Gerüste aufgebaut werden und die Handwerker anrücken, wird aber noch einige Zeit vergehen. Der Geschäftsführer rechnet voraussichtlich mit Ende des Jahres. Bis Ende 2021 sollen die Arbeiten dann abgeschlossen sein.