Logbucheintrag 0.37 Utopiastadt-Kolumne: Bitte wenden

Wuppertal · Der ÖPNV scheint auf der Stelle zu treten - und steckt in einem Dilemma.

Laut den Kolumnisten unserer Utopiastadt-Kolumne gibt es Fortschritte beim Car-Sharing und Stillstand bei der Entwicklung des ÖPNV.

Laut den Kolumnisten unserer Utopiastadt-Kolumne gibt es Fortschritte beim Car-Sharing und Stillstand bei der Entwicklung des ÖPNV.

Foto: Dimitrij Haak

Seit 2019 stehen drei Car-Sharing Fahrzeuge direkt vor Utopiastadt. Vergangene Woche ist eine Mobilitätsstation an der Wiesenstraße eingeweiht worden. Noch mehr Car-Sharing, zusätzlich Lastenradparkplätze – und eine Bushaltestelle direkt davor.

Doch während sich Car-Sharing und Fahrradinfrastruktur zwar langsam, aber stetig nach vorne entwickeln, scheint der ÖPNV oft auf der Stelle zu treten. Und steckt in einem Dilemma: zu viel Bedarf, zu wenig Ressourcen. Hiesige Lokalmedien berichten überproportional oft über Schwebebahnausfälle. Weniger Busse aufgrund von Personalmangel sind sogar schon strukturell eingearbeitet. Und doch fallen immer wieder auch kurzfristig Fahrten aus oder verschieben sich durch deutliche Verspätungen. Und wenn der Stau auf der Gathe zuverlässiger planbar ist als eine Busverbindung ins Büro, wird es für den ÖPNV schwierig, in relevantem Maße zur notwendigen Verkehrswende beizutragen. Kann hier Digitalisierung kurzfristig helfen?

Es gibt eine WSW-App, es gibt einen Twitter-Kanal und sogar Radio Wuppertal berichtet über aktuelle Ausfälle. Doch leider sind die Informationen dort oft nicht so vollständig und nicht so passgenau, dass sie zumindest bei einer spontanen Umplanung helfen.

Von diversen Tagen der offenen Tür bei der WSW wissen wir, wie eng der Wuppertaler ÖPNV inzwischen digital überwacht und begleitet ist. Zwei Systeme lassen genau nachvollziehen, wo sich gerade welcher Bus befindet: Zum einen gibt es im Cockpit eines, das den Busfahrern erlaubt, auf den Anzeigen innen und außen die korrekten Linien und ihre Haltestellenverläufe anzuzeigen. Dieses System, die „init“, wie sie von den Busfahrern genannt wird, hat einen Uplink in die Leitstelle der WSW, samt Positionsangaben. Zum anderen verfügen die Router, welche in den Bussen (in den Schwebebahnen noch nicht) das WSW-Lan für die Fahrgäste bereitstellen, über einen GPS-Chip, welcher die Standortdaten sekündlich ans Rechenzentrum des Dienstleisters tal.de überträgt. Der wiederum kann diese Daten auf einer Karte darstellen, zu der die WSW Zugang hätten. Die WSW sollten also jeder Zeit wissen können, wo genau welcher Bus unterwegs ist. Nun stellt sich die Frage: Wo ist die mangelnde Schnittstelle, diese Daten in Echtzeit an die Fahrgäste zu bringen, die sie unmittelbar benötigen?

Eine Stadt braucht einen verlässlichen Nahverkehr. Und natürlich sind Schwebebahnen und Busse, die wie geplant fahren, am besten. Aber das kann schiefgehen, weder Menschen noch Technik sind perfekt. Also braucht es dazu verlässliche Kommunikation. Auch hier gibt es schon gute Ansätze.

Aber das geht noch offener! Im /dev/tal e.V. befassen wir uns schon immer mit offenen Daten und der Kommunikation dazu. Und fragen uns: Wie offen kann die WSW mit ihren Daten umgehen, damit nicht nur in irgendeinem Rechenzentrum das Wissen rattert, wo gerade der nächste Bus ist – sondern jederzeit bei allen Nutzern des ÖPNV? Auf dass die Verkehrswende im Straßen- wie im Datenverkehr zügig vorankomme.

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