Wuppertal „Urban Gardening“ fördert neun Projekte

Nordstadt · Bürgerwerkstatt entschied über Verwendung der Gelder aus dem Bürgerbudget.

 Michael Felstau von der Interessengemeinschaft Urbane Gärten freute sich über viele Besucher in der Diakoniekirche.

Michael Felstau von der Interessengemeinschaft Urbane Gärten freute sich über viele Besucher in der Diakoniekirche.

Foto: Fries, Stefan (fri)

. Das Motto des Tages gibt Michael Felstau gleich zu Anfang der Veranstaltung vor: „Machen ist viel krasser als Wollen“, sagt der Vertreter der Interessengemeinschaft Wuppertals Urbane Gärten am Samstag zur Begrüßung der rund 50 Teilnehmer, die sich in der Diakoniekirche zu einer Bürgerwerkstatt zusammengefunden haben. Die Gruppe ist bunt gemischt: Gartenbesitzer, Studenten und weiterer akademischer Nachwuchs, Quartier- und Projektentwickler, Menschen mit Interesse an Foodsharing und Bio-Anbau sind gekommen. Was die Anwesenden eint, ist der Wunsch, „neue wilde und schöne Gärten für die Essbare Stadt“ zu entwickeln – so zumindest formuliert es die Einladung.

Die Versammlung mit dem neudeutschen Titel „Barcamp“ dient dabei nicht nur der Ideenfindung in diversen Workshops, sondern auch der Zuweisung von Geld. Bei der Veranstaltung stehen 9000 Euro für die Umsetzung von Mikroprojekten zur Verfügung. Das Geld ist eine Tranche der insgesamt 50 000 Euro, die das Projekt „Urban Gardening“ vom Bürgerbudget 2017 zugebilligt bekommen hatte.

Eigentlich hätte das Geld für einen Schaugarten auf der Hardt investiert werden sollen, mit dem die Möglichkeiten des urbanisierten Gärtnerns vorgestellt werden sollten. Das vorgesehene rund 5600 Quadratmeter große Grundstück, das im Besitz der Stadt ist, konnte jedoch nicht für das Projekt genutzt werden, da es für das Seniorenheim der Diakonischen Altenhilfe an der Hardt benötigt wird.

Michael Felstau zeigt sich gleichwohl nicht allzu enttäuscht, dass dieser Plan nicht umgesetzt werden konnte. Nun setzen die Initiativen mit dem grünen Daumen im städtischen Ambiente eben stärker auf die lokale Bewegung von unten. Es gehe darum, das, „was vorhanden ist, in der Substanz zu stärken“, betont der Vertreter der Interessengemeinschaft. Man wolle den Leuten mit der Unterstützung aus dem Bürgerbudget „unter die Arme greifen“ und mehr Aktive gewinnen. Die gute Resonanz auf das Treffen scheint ihm da auf jeden Fall recht zu geben: Der Vorraum der Diakoniekirche ist voll.

Wie „urbane Interventionen“ qua Gartenkultur aussehen können, darüber gibt dann die Landschaftsarchitektin Marcia Bielkine von der Hochschule Osnabrück Auskunft. Sie hat zwischen 2015 und 2017 drei Projekte zur Begrünung und zum Erhalt der Umwelt in der niedersächsischen Stadt organisiert und betreut. Dabei ging es nach ihren Angaben „um kleine Aktionen für langfristige Veränderungen“. So wurden zum Beispiel Schüler unterstützt, die etwas gegen das Artensterben unternehmen wollten und deshalb eine Wildwiese anlegten. Ein weiteres Projekt widmete sich der Anlage und Pflege eines Gemeinschaftsgartens an einer Flüchtlingsunterkunft. Wichtig sei es, die Projekte auf eine möglichst breite Basis zu setzen und auch Hochschulen sowie Bildungseinrichtungen einzubinden, empfiehlt Bielkine. Zudem sollte auch immer ein möglichst kurzer Draht zu der lokalen Politik und Verwaltung gehalten werden.

Unter anderem profitieren der Insel- und der Wandelgarten

Für den kurzen Draht in Wuppertal ist an diesem Tag Oberbürgermeister Andreas Mucke zuständig. Er lobt die grünen Initiativen als „aktiven Beitrag zum Klimaschutz“. Dass das Gärtnern in Wuppertal hoch im Kurs stehe, zeige auch die Tatsache, dass es in der Stadt derzeit rund 7000 Kleingärten gebe.

Um die Unterstützung der Stadt zu belegen, ist auch der städtische Planer vom Grünflächenamt, Frank Zlotorzenski, unter den Teilnehmern. Er habe, so Mucke, einige „Flächen“ für interessierte Hobbygärtner mitgebacht.

Insgesamt neun Projekte werden zum Abschluss des „Barcamps“ von dem Plenum als förderwürdig erachtet. So fließen zum Beispiel 1025 Euro in ein Bewässerungssystem für den Permakulturhof Vorm Eichholz. Für 700 Euro soll ein Interkultureller Garten mit Hochbeeten an der Moschee an der Wittensteinstraße entstehen.

Immerhin 3000 Euro wird für ein Regenwassernutzungssystem am Inselgarten an der Diakoniekirche zur Verfügung gestellt. Jeweils 500 Euro werden unter anderem für die Anlage eines Schulgartens an dem derzeit im Umbau befindlichen Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasium beziehungsweise die Errichtung von Pflanzkübeln am Wandelgarten in der Luisenstraße bewilligt.

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