Und die ganze Affenbande brüllt...

Jürgen Scheugenpflug ist Wuppertaler Kabarettist und Leiter der Kabarett-Academy. In seinem satirischen Wochen-Rückblick kommentiert er Ereignisse aus dem Stadtleben.

Seit das Wetter im Ersten nicht mehr von Jörg Kachelmann geraten wird, hatten wir sogar im sonst eher verregneten Tal einen richtigen Sommer. Da fühlt man sich doch wie in der Wildnis, insbesondere im Zoo, in dem es nur so von wilden Tieren wimmelt.

Einmal im Leben eine echte Raubkatze beobachten, die nicht durch die öde Savanne Afrikas tigert, sondern aus dem bergischen Gebüsch bricht, um in einem lauschigen Bächlein zu baden, davon träumen zu recht fast achtunddreißig Prozent der männlichen und sogar dreiundvierzig Prozent der weiblichen Eingeborenen in Wuppertal.

Unser Park hat Tierisches zu bieten. Während sich die Vohwinkler Bevölkerung kürzlich nahezu einstimmig gegen den Pussy-Club und somit gegen kopulationsfreudige Freizeit-Swinger ausgesprochen hat, wird ähnliches Fortpflanzungsgebaren im Zoo sogar aktiv gefördert. Drei männliche und zwei weibliche Löwen wurden unter fachmännischer Anleitung systematisch zu Promiskuität unter freiem Himmel genötigt.

Das beschert den Voyeuren herrliche Nachmittage jenseits der Freibäder und dem Zoo zusätzliche Einnahmen. Wie beantwortet man jedoch pädagogisch die pikanten Fragen der Kinder, die zu ermäßigten Eintrittspreisen vor dem Gehege stehen und aufgeklärte Fragen stellen?

Bei Eisbär Lars hingegen bahnte sich unlängst ein Drama an. Der Vater von Popstar Knut war schwer erkrankt und musste zeitweise sogar künstlich ernährt werden. Seine Lebensgefährtin Jerka hatte das Zeitliche gesegnet und es schien, als wolle Lars ihr folgen. Gottlob erholte sich der weiße Riese wieder, genießt derzeit das Singleleben und tonnenweise Makrelen. Doch ihm droht weiteres Ungemach, denn mittelfristig soll ihm wieder ein Weibchen zugeführt werden.

Wesentlich besser geht es Klammeräffchen Azusa. Das possierliche Tierchen hat sich nämlich unsterblich in den Oberbürgermeister verliebt, der aus lauter Verlegenheit einer Patenschaft zustimmte. "Onkel Peter" war glücklich, dass ihn endlich mal wieder jemand lieb hat und zückte sofort seine private Geldbörse, um das Auskommen Azusas zu sichern. "Bei der Stadt ist nämlich nichts zu holen", flüsterte er der Affendame ins Ohr, die den Onkel danach flugs auswilderte.

Der muss jetzt wieder bis Altweiberfastnacht warten, um mal wieder geknuddelt zu werden. Und die ganze Affenbande brüllt

Den wirklich wilden Tieren Wuppertals dagegen stehen schlimme Wochen ins Haus. Fledermaus-Pate Jörg Liesendahl hat bekanntlich die Kurve gekratzt und die Säuger einfach im Stich hängen gelassen. Jetzt toben lärmende Rentnerbanden straffrei über die Trasse, um den Mittagsschlaf der Fledermäuse mutwillig zu stören.

Ruhe kehrt erst wieder im Herbst ein, wenn die Pensionäre mit den Zugvögeln nach Mallorca emigrieren. Was aus dem geliebten Kammmolch geworden ist, bleibt in diesen Tagen ein süßes Geheimnis. Womöglich genießt er einfach den schönen Sommer und wartet im Pool des ehemaligen Truppenübungsplatzes Scharpenacken auf die Russen. Aber die werden vorerst auch nicht kommen, denn da brennt der Baum. Und so bleibt es bei uns noch eine Weile ruhig. Bis die wilden Rats-Tiere wieder aus dem Urlaub zurück sind. Dann brennt’s auch im Tal, Ehrenwort.

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