Uncle Ho: Alles auf Anfang

Nach beinahe sieben Jahren feiert die Wuppertaler Band ihre Rückkehr auf die Bühne im renovierten Haus der Jugend.

Wuppertal. Samstagabend im Haus der Jugend: Irgendwie ist alles wie früher und irgendwie auch nicht — das gilt sowohl für die Band auf der Bühne als auch für den Spielort — das renovierte Haus der Jugend: „Wuppertal, wo ward ihr so lange?“

Derjenige, der die Frage in den Saal ruft, ist Julian Hanebeck, Sänger der Band Uncle Ho. Nach beinahe sieben Jahren — und „gefühlten vier Jahrzenten“ wie Hanebeck meint — steht die Band offiziell wiedervereint auf der Bühne und zelebriert ihr „Back to the Beginnings“-Konzert — alles auf Anfang also. Uncle Ho fangen wieder ganz klein an und es müssen nicht gleich die ganz großen Konzertsäle sein: „Betrachtet das hier als unsere Bewerbung für euer Wohnzimmer!“ Und zu diesem, wenn man so will, „Bewerbungskonzert“ waren Fans sogar extra aus Frankfurt und Flensburg ins Bergische gereist.

Einzige Voraussetzung für einen Gig in den vier Wänden der Fans: Das Wohnzimmer muss im Tal sein. Für gebürtige Wuppertaler würde die Band gleichwohl eine Ausnahme machen und auch mal auswärts spielen. Eine Kopie des Personalausweises mit Geburtsort müssten die Fans dann aber zum Beweis vorlegen, scherzte Hanebeck.

Bereits gestern hatten sich auf der Facebook-Seite von Uncle Ho mehrere Interessenten gemeldet, die ihr Wohnzimmer für ein Konzert des Trios zur Verfügung stellen wollen. Und von da aus möchten Uncle Ho wieder so richtig durchstarten. Eine selbst produzierte Single mit drei neuen Songs gibt es bereits und war am Samstag heiß begehrt. Aber auch die alten Hits hören sich immer noch genauso gut an wie früher. Der Crossover der 90er Jahre kommt immer noch gut an. Die neuen Stücke sind Indie-Rock-Nummern mit harten Post-Punk-Elementen, wie man sie von Bands wie den Arctic Monkeys kennt. Das Publikum feiert die alten, wie die neuen Songs und erweist sich natürlich als äußerst textsicher. Und den größten Hit von Uncle Ho „I don’t care if you like me“ singen alle mit.

Nach ihrem Auftritt ließen es sich Björn Krüger (Schlagzeug), Thorsten Sala (Gitarre) und Sänger Julian Hanebeck dann nicht nehmen mit Fans noch stundenlang zu quatschen — bis Hanebeck die Stimme versagte und nur noch ein Krächzen übrig blieb.

Das war aber wohl zu gleichen Teilen dem energiegeladenen Auftritt geschuldet: Wie ein Derwisch drosch Björn Krüger auf sein Schlagzeug ein, Thorsten Sala spielte mit einem Dauergrinsen und Sänger Hanebeck war überwältigt vom euphorischen Publikum. „Bestens gelungen der Abend, wie in alten Zeiten! Danke Uncle Ho“, sagte Besucherin Nadine Poschmann.

Unter den mehr als 600 Besuchern waren viele „alte“ Fans der Band. „Wie viele von Euch brauchten denn für heute Abend einen Babysitter“, fragte Krüger und schmunzelte, denn auch die Anhänger der Band sind erwachsen geworden und haben längst an die Familienplanung gedacht — wie Krüger und Hanebeck auch: Die Jüngsten im Publikum, das waren die eigenen Sprößlinge.

Hanebeck trug derweil das gleiche Shirt wie beim „Everything must be Destroyed“-Konzert vor sieben Jahren. Auch einige Fans trugen die alten Devotionalien der Band auf. Vor und auf der Bühne also Nostalgie pur. Als dann auch noch Jens Schmidt alias „der Doc“ die Bühne betritt, eine Gitarre in die Hand nimmt und mit seiner alten Band spielt, ist es wirklich so wie früher.

Bei „Ain’t that low“ durfte dann Fangesänge-Musiker Michael Walmsley in die Saiten greifen, denn Uncle Hos Comeback war wie ein großes Familientreffen der Wuppertaler Musik-Szene: Kay Hoffmann, Sänger der vor Kurzem aufgelösten Hardcore-Band Tzunami, war da, wie auch Ingo Zapke, Sänger der Band Heyday. Die mittlerweile aufgelöste Band war neben Uncle Ho einst die einzige Band im Tal, die einen Plattenvertrag bei einem Major-Label hatte.

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