Uellendahl: Abriss trotz Denkmalschutz

Der Anbau des Kinderheims St. Michaelis wird in diesen Tagen abgetragen.

Wuppertal. "Man verliert nicht oft ein Denkmal", sagt Uwe Haltaufderheide vom Städtischen Denkmalschutz. "Doch nun ist es leider doch so weit gekommen, und das ist traurig", fügt er hinzu. Der Abriss des letzten verbliebenen Gebäudeteils des Kinderheims St. Michael am Uellendahl hat bereits begonnen. Es handelt sich um einen denkmalgeschützten Anbau aus dem Jahr 1928 mit integrierter Kapelle. Jetzt türmt sich bereits der Schutt, der Dachstuhl ist schon eingerissen, die Bagger steht bereit. Vor der Abbruchstelle steht unterdessen völlig unbewegt eine Engelsstatue. Sie stellt den Erzengel St. Michael dar und stand dem Gebäude des Kinderheims seit der Anfangszeit zur Seite.

Erbaut wurde das Kinderheim in den Jahren 1883 bis 1885. Der Anbau enstand 1928 im Zuge der Aufbauarbeiten nach einem Brand des Hauptgebäudes. Bis zum Jahr 2004 war das Kinderhaus St. Michael in dem gesamten Gebäudekomplex untergebracht. Dann zog die Einrichtung in ein neues Haus auf einem Nachbargrundstück. Das bisherige Gebäude wurde samt Grundstück an die Caritas Wuppertal verkauft.

Bereits 2005 folgte daraufhin der Abriss des Hauptgebäudes. "Hier waren in den vielen Jahren bereits so viele Veränderungen vorgenommen worden, dass es nicht mehr als Denkmal gelten konnte", erklärt Haltauf- derheide. Anders der An bau, der steht unter Denkmalschutz und blieb deswegen vom Abriss voerst verschont. Der Klinkerbau im expressionistischem Stil ist erst 2003 zum Denkmal ernannt worden. "Es ist eine nachträgliche Entdeckung gewesen", sagt Haltaufderheide. Auf eine Bürgeranfrage hin ist die Einstufung als Denkmal nachgeholt worden.

Doch wie kann ein denkmalgeschütztes Gebäude nun doch abgerissen werden? "Es ist nicht der Denkmalschutz aufgehoben, sondern lediglich die Abrisserlaubnis erteilt worden", erklärt Haltaufderheide. Zu dieser Freigabe habe sich der städtische Denkmalschutz entschlossen, weil eine weitere Nutzung nach seiner Einschätzung unter wirtschaftlicher Hinsicht nicht zumutbar war.

Die Besitzerin des Gebäudes, die Caritas Wuppertal, plant auf dem Gelände ein generationenübergreifendes Wohnprojekt. "Wir wollten den Anbau gerne erhalten und in das neue Bauprojekt integrieren", betont Eckhard Arens, Direktor der Caritas Wuppertal. "Doch die Integration des alten Gebäudes hätte uns rund 1,5 Millionen Euro Mehrkosten bereitet. Das können wir nicht stemmen", so Arens.

Das traurige Ergebnis nach mehreren Gutachten und vergeblicher Investoren-Suche ist daher nun der Abriss. Der städtische Denkmalschutz gab schließlich die Empfehlung an die Bezirksvertretung Uellendahl/Katernberg, eine Abrisserlaubnis zu geben. Die erfolgte Anfang März. "Die Abrisserlaubnis ist von uns aus wirtschaftlichen Gründen erteilt worden. Alles andere würde die Zumutbarkeit wirklich sprengen", so kommentiert Hans-Joachim Lüppken, Vorsitzender der Bezirksvertretung, den Fall.

Doch immerhin bleibt der Engel verschont. "Der bleibt uns als Schutzpatron erhalten", berichtet Werner Bistry, Heimleiter des Kinderhauses St. Michael. Die Statue wird vorsichtig transportiert und auf dem neuen Gelände des Kinderheims aufgestellt. Auch die Kirchenfenster aus der Kapelle werden gerettet. Es ist geplant, sie in das Altenheim St. Remigiushaus einzubauen.

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