Überschlag im Simulator: Schocktherapie für junge Fahrer

Bei einem Aktionstag der Polizei erleben Jugendliche am eigenen Leib, wie gefährlich der Straßenverkehr sein kann.

Wuppertal. Rein in den roten Audi, anschnallen. Der Polizist Claus Schultze kontrolliert kurz, ob ich den Gurt richtig festgezogen habe. Passt! - Startklar für die Überschlagrolle im Döner-Auto. So wird der rotierende Audi am Spieß liebevoll von der Verkehrsunfallprävention der Polizei genannt. Langsam dreht sich das Auto. Es wird unbequem. Ach, bestimmt nur in der Seitenlage, sobald ich mich über Kopf einfach hängen lassen kann, wird es bestimmt besser, denke ich.

Wird es nicht! Ich merke, wie mir das Blut in den Kopf fließt, versuche mich festzuhalten, die Füße gegen das Armaturenbrett zu stemmen, mein volles Gewicht drückt. Ich will raus. Das ist aber nicht so einfach. „Sie müssen sich mit den Beinen richtig abdrücken, mit der linken Hand oben abstützen, erst dann mit rechts abschnallen“, erklärt Schultze, der mir die Autotür geöffnet hat. Ich will mich einfach nur aus dem Gurt befreien, muss aber erst Halt suchen und Schultzes Anweisungen befolgen, schließlich will ich keinen Genickbruch riskieren. Anstrengend, aber es klappt. Der Aufprall: Ich denke mir wäre der Himmel auf den Kopf gefallen. Meine Beine landen auf der Windschutzscheibe. Als ich aus dem Auto krieche, erklärt Schultze, dass ich im Ernstfall etwa zehn Minuten Zeit hätte, dann würde ich ohnmächtig werden — und es wäre zu spät.

Irgendwie schade, dass es solcherlei Übungen nicht zum Führerschein dazugibt. Immerhin durften am Dienstag etwa 180 Auszubildende den Überschlagsimulator testen. Zum elften Mal fand der Aktionstag „Junge Fahrer“ statt, der von der Verkehrsunfallprävention der Polizei durchgeführt wird. Auf neun Stationen wurden sie mit den Gefahren im Straßenverkehr konfrontiert.

Nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern durch Gespräche will Michael Bartsch, Leiter der Verkehrsunfallprävention, die Auszubildenden dazu anregen, über ihre Fahrweise nachzudenken. „Unfälle passieren nicht einfach, sie werden verursacht“, sagt Bartsch. Fahrer im Alter von 18 bis 24 Jahren neigen laut Polizei dazu, sich zu überschätzen und sind sich der Konsequenzen von Unachtsamkeit im Straßenverkehr nicht bewusst.

Mit dem Aktionstag scheint die Polizei die Auszubildenden zu erreichen. Witalij Weisemüller (19) hat seit fünf Monaten einen Führerschein. Er hat den Aufprall in einem Gurtschlitten bei zehn Kilometern pro Stunde ausprobiert: „Das war sehr heftig für den Brustbereich es war mir auf keinen Fall bewusst, dass das bei einer solch geringen Geschwindigkeit so schlimm ist.“ Zum Aktionstag sagt er: „Es ist sehr aufschlussreich, vieles wusste ich vorher nicht.“

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