Wuppertal Übers Traumschiff zurück ins Tal

Der ehemalige Dönberger Pfarrer Eckehard Fröhmelt kehrt aus Niedersachsen in seine „zweite Heimat“ Wuppertal zurück. Zwischendurch ging es noch beruflich auf Kreuzfahrt.

Foto: dpa/Dietmar Hasenpusch

Der eine oder andere dürfte jetzt ein bisschen neidisch werden. Vor allem angesichts des Bergischen Wetters aktuell. Wer also nun nichts über Bali, Kreuzfahrten und Traumstrände lesen möchte, sollte bitte weiterblättern. Der Rest darf sich mit Eckehard Fröhmelt freuen. Der langjährige Pfarrer vom Dönberg ist nämlich Bordpastor, unter anderem auf dem Traumschiff. Mit der Amadea, auf der der ZDF-Klassiker gedreht wird, ging es Ende 2019 im Mittelmeer auf Tour. Unter anderem Jutta Speidel und Barbara Wussow gehörten zu den prominenten Gästen. Und in gut zwei Wochen sticht der 72-Jährige mit der Albatros in Asien in See. Die Route: Von Indonesien nach Dubai. Strände entdecken, exotische Kulturen, fremde Städte, und alles bei — vermutlich — Kaiserwetter. Klingt traumhaft, ist aber auch Arbeit, wie Fröhmelt betont, wenn auch eine, für die er schwärmt.

Immer wieder treffe er besonders interessante Leute unter den „normalen“ Bordgästen. „Mit denen komme ich dann ins Gespräch, wie zum Beispiel mit dem Astrophysiker und ehemaligen Direktor des Hamburger Planetariums, Professor Übelacker, der seit 30 Jahren auf Kreuzfahrtschiffen die Meeresströmungen erklärt.“ Und Barbara Wussow sei ein echter „Star zum Anfassen“ gewesen. „Ganz ohne jede Allüren“ habe sie sich „sympathisch volkstümlich unter die Bordgäste“ gemischt.

Offiziell sei Fröhmelt „ambulanter künstlerischer Mitarbeiter“ wie die anderen Künstler an Bord, zum Beispiel Musiker oder Akrobaten. „Ich bekomme kein Geld dafür und arbeite den Reisepreis ab.“ Denn egal, ob er gerade vor Madagaskar, Mauritius oder Kuba herumschippert: Fröhmelt ist Ansprechpartner für die Passagiere, manchmal Tag und Nacht. Gottesdienste, besonders Ostern und Weihnachten, Andachten, Seelsorgegespräche, Gruppenveranstaltungen, Vorträge, Begleiten von Ausflügen in den Häfen, Trauungen mit dem Kapitän oder auch schon mal eine Trauerfeier ohne Leiche, wenn die Gäste an Bord nicht an einer Trauerfeier zu Hause teilnehmen können — die Aufgaben sind breit gestreut. „Und manchmal springe ich auch als Sänger in der Bordband ein“, erzählt Fröhmelt beim Besuch in der WZ-Redaktion.

Fröhmelt: Ein Pfarrer muss auch Entertainer sein

Für ihn kein Problem: Früher stand er selbst in einer Rockband am Mikro. Und noch vor ein paar Jahren trat er im Dönberger Pfarrkarneval auf. Übrigens im katholischen, gelebte Ökumene sozusagen. Und selten passte die Bezeichnung „Pfarrer im Unruhestand“ so gut, wie auf Fröhmelt. „Mick Jagger geht ja auch noch auf Tour“, sagt er und lacht.

Als Pfarrer müsse man ja auch ein bisschen Entertainer sein, und diese Rolle habe er gerne ausgeübt. Dazu kam das Reisen aus Leidenschaft, nicht nur auf Kreuzfahrtschiffen. Er organisiert seit Jahren Gruppenreisen mit, war 2019 unter anderem in Usbekistan.

In Wuppertal ist er momentan allerdings nur noch Gast. Immer wieder mal, aber nicht dauerhaft. Noch nicht, denn im Herbst will er endlich zurückkehren. „In meine zweite Heimat“, wie er Wuppertal nennt. Gebürtig sei er ja Neusser, aber Wuppertal, „das mögen wir einfach“. Von 1992 bis 2011 war der heute 72-Jährige Pfarrer der evangelischen Gemeinde auf dem Dönberg. Doch als der Ruhestand nahte, beschlossen seine Frau Karola und er aus familiären Gründen nach Niedersachsen zu ziehen. In Peine fühlte er sich wohl, doch Wuppertal, „das fehlte uns dann doch“. Das Paar wollte wieder näher bei Kindern und Enkelkindern sein. Zukünftig wird es Süd- statt Nordhöhen, Lichtscheid statt Dönberg heißen. „Wir bauen mit unserem Sohn. Im Herbst ist hoffentlich Einzug.“

Er kann es kaum erwarten, das wird im Gespräch deutlich. Und er will wieder mitmischen. Nicht in der Gemeinde am Dönberg, da halte er sich bewusst zurück, auch wenn immer noch Bande bestehen. Aber in Wuppertal will er aktiv werden, hat viele Ideen. Vorträge will er zum Beispiel anbieten.

Wuppertal habe seine ganz eigene Prägung und einmalige und ja, manchmal auch nicht ganz einfache Menschentypen. Gerade im Engelsjahr zurückzukommen, freue ihn besonders. „Das war eine wirklich schillernde Persönlichkeit, ein Rebell seiner Zeit und Neudenker.“ Ohne Engels, ist Fröhmelt überzeugt, „wäre Marx gar nicht so groß geworden“.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort