Übermittag für alle: Die Hauptschulen ziehen nach

Schrittweise werden Wuppertals weiterführende Schulen zu Ganztags-Schulen ausgebaut.

Wuppertal. In den Hauptschulen liegend die Nerven blank. Trotz herausragender pädagogischer Arbeit liegt das Image der Hauptschulen am Boden, die Schülerzahlen schrumpfen dramatisch. Zwei Hauptschulen werden in Wuppertal bis 2014 geschlossen: Wer kann, schult sein Kind auf der Gesamtschule ein, die den Ansturm kaum bewältigen können und deshalb in Wuppertal weiter ausgebaut werden.

Gleichwohl fehlt es nicht an Beteuerungen, auch die Hauptschulen fördern zu wollen. Genau das sahen die Lehrergewerkschaft GEW und der Sprecher der Wuppertaler Hauptschulen, Schulleiter Dirk Rasel, in der jüngsten Schulausschuss-Sitzung klar widerlegt.

Aufgebracht hat sie die von der Verwaltung auf den Weg gebrachte 1,3 Millionen-Euro-Investition an Gymnasien und Realschulen (die WZ berichtetet). Mit dem städtischen Geld und der entsprechenden Landesförderungen sollen die Halbtagsschulen in die Lage versetzt werden, eine qualifizierte Übermittags-Betreuung anzubieten. Hintergrund ist ein Erlass aus Düsseldorf, der die Schulen ab 2011 verpflichtet, eine 60-Minuten-Mittagspause einzurichten.

Die Gymnasien stehen zudem durch G8, die verkürzte Oberstufe, unter besonderem Druck, Unterricht auch am Nachmittag anzubieten.

Von Hauptschulen war in der Diskussion und in einer entsprechenden Vorlage der Verwaltung für den Rat bisher aber nicht die Rede, obwohl der Erlass aus dem Schulministerium auch für sie gilt. "Wir müssen alle in die Übermittag-Betreuung", betonte Rasel und die Lehrergewerkschaft GEW fragte kämpferisch: "Hat Wuppertal die Hauptschulen abgeschrieben?"

"Nein, sie haben sich nur nicht bei uns gemeldet - im Gegensatz zu den Gymnasien und Realschulen", entgegnete Schuldezernent Matthias Nocke im Schulausschuss und machte gleich einen Vorschlag zur Güte. Man werde sich auch mit den Hauptschul-Leitern zusammensetzen und den Bedarf ermitteln.

Gesagt, getan: Das Gespräch fand vergangene Woche statt. Über die Bereitschaft Nockes, auch bei den Hauptschulen eine entsprechende Infrastruktur für den frühen Nachmittag zu schaffen, staunte selbst Rasel: "Für den nächsten Schulausschuss wird eine Vorlage der Verwaltung erarbeitet, die nach Gymnasien und Realschulen jetzt auch den Ausbau der Halbtags-Hauptschulen vorsieht. Die einzelnen Einrichtungen erarbeiten nun Konzepte für die Umsetzung."

Soweit der gute Wille: Wie die ehrgeizigen Vorhaben umgesetzt und letztlich finanziert werden sollen, lässt sich bisher nur an Richtgrößen festmachen - zumal bei den Schulen noch ganz andere Millionen-Baustellen anstehen (zum Beispiel mehr als 30 Millionen Euro für die Sanierung des Schulzentrums Ost).

Das Land beteiligt sich zwar, hat zusätzlich noch ein Programm "Geld oder Stelle" für die personelle Ausstattung der Übermittag-Betreuung aufgelegt, "aber die Hauptlast bleibt beim Schulträger", beklagt Nocke. "Und bei den Schulen", wie Rasel ergänzt. "Denn wie auch immer die Modelle an den Schulen aussehen werden, für die Lehrer bedeutet sie auf jeden Fall Mehrarbeit."

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