U3: Wuppertal muss aufholen

Wuppertal liegt im bundesweiten Vergleich auf dem drittletzten Platz.

Wuppertal. Die gute Nachricht: „Zum Stichtag 1. August werden wir rund 2300 Betreuungsplätze anbieten können“, sagt Sozialdezernent Stefan Kühn (SPD) zum Ausbaustand der Kinderbetreuung von Unterdreijährigen. Diese Summe umfasse 1700 Plätze, die die Stadt in Zusammenarbeit mit freien Trägern bereitstelle, außerdem rund 600 Plätze in der Tagespflege.

Die schlechte Nachricht: Bekanntermaßen reicht diese Anzahl bei weitem nicht aus, um dem gesetzlichen Anspruch auf einen Kinderbetreuungsplatz gerecht zu werden. „Bezogen auf alle null- bis dreijährigen Kinder ergibt sich eine Quote von 27 Prozent“, sagt Stefan Kühn.

Sozialdezernent Stefan Kühn zu den städtischen Anstrengungen beim Ausbau der U3-Betreuung in Wuppertal

Im bundesweiten Vergleich liegt Wuppertal damit einem Bericht der Wirtschaftswoche zufolge auf dem drittletzten Platz.

Der Wuppertaler Sozialdezernent ist dennoch zufrieden. „Wir haben in den vergangenen Jahren einen massiven Ausbau hingelegt — und das trotz der enormen Herausforderungen, mit denen diese Stadt umzugehen hat.“

Vor sieben Jahren seien es gerade einmal 300 Kindergartenplätze gewesen, jetzt rund 2300: „Und wenn man diese Zahl interpretiert wie viele andere Städte, die damit argumentierten, dass der Rechtsanspruch erst ab dem ersten Jahr gilt, dann ergibt sich eine Quote von 40 Prozent“.

Nach der Präsentation der landesweiten Zahlen kommt Kritik von der FDP: „Vielen Wuppertaler Familien wird ihr Anspruch auf einen Betreuungsplatz erst einmal nicht erfüllt werden können“, sagt Marcel Hafke, familienpolitischer Sprecher der FDP-Landtagsfraktion. „Jetzt gilt es, mit pragmatischen Lösungen eine Klagewelle zu verhindern.“ Hafke schlägt vor „ein ’Ombudsverfahren’ als Schlichtungsstelle zu installieren, die zwischen Eltern und Kommunen vermittelt“.

Sozialdezernent Stefan Kühn will vor allem die bereits beschlossenen Ausbau-Pläne voranbringen: „In der jüngsten Ratssitzung wurden für 35 neue Gruppen An- und Neubauten auf den Weg gebracht. Das sind ungefähr 700 Plätze, die wir schrittweise realisieren wollen.“ Geplant sei außerdem, vier städtische Grundstücke zu verkaufen, auf denen Investoren Kindergärten errichten können. Um welche Grundstücke es sich handeln soll, wurde noch nicht bekannt.

So komme man auf weitere 20 Gruppen mit insgesamt 400 Plätzen. „Über dieses beschlossene Ausbauprogramm hinaus wollen wir schrittweise weitere 1100 Plätze realisieren — und die brauchen wir auch.“

Möglicherweise könne es auch gelingen, noch mehr Plätze bei Tagesmüttern zu akquirieren, so Kühn. Um eine alternative Betreuungsform anbieten zu können sei außerdem geplant, Spielgruppen stärker zu fördern. Eine entsprechende Vorlage werde demnächst in den Jugendhilfeausschuss eingebracht. Spielgruppen sind Angebote von freien Trägern — die nicht Kita und nicht Tagespflege sind — in denen Kinder häufig auch tageweise betreut werden können. Das könne zeitlich flexiblen Eltern zugute kommen: „Wo es passt, wollen wir zu einer finanziellen Unterstützung bei den Spielgruppen kommen.“

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