Wuppertal Türkischer Chor verstärkt den Bergischen Chorverband

„Eski Dostlar“ will sich öffnen und wird Mitglied in der Organisation. Die Präsidentin Regina van Dinther begrüßt das ausdrücklich.

Wuppertal: Türkischer Chor verstärkt den Bergischen Chorverband
Foto: Stefan Fries

Wuppertal. Türkische Chormusik ist für mitteleuropäische Ohren eine neue Erfahrung, alle Sängerinnen und Sänger singen gemeinsam, die Instrumente sind anders, auch die Tonarten unterscheiden sich von denen der westlichen Musik. Wer einer Probe des Chores „Eski Dostlar“ im Chorsaal des Opernhauses zuhört, kann sich auf ungewohnte Musik einstellen.

Regina van Dinther, Präsidentin des Chorverbandes NRW, zeigt bei ihrem Besuch allerdings keine Berührungsängste, ganz im Gegenteil: Sie begrüßt den Chor am Sonntag mit überschwänglichen Worten als Neumitglied in ihrem Chorverband. Der türkische Chor ist eines der wenigen interkulturellen Ensembles, die der Verband bislang hat.

Für van Dinther sind die Chorgemeinschaften der ausländischen Mitbürger eine große Chance, sich als Organisation neu zu erfinden und das Zusammenleben der Kulturen hierzulande zu stärken. „Der Verband muss sich ändern und auch für solche Chöre öffnen“, sagt die ehemalige Präsidentin des NRW-Landtages. Bislang sei im Verband vieles „sehr deutsch“ gewesen, nun gehe es darum, auch jene Chöre in den Blick zu bekommen, die nicht die klassischen deutschen Chorlieder anstimmen.

Auch das gemeinsame Singen der Chöre soll gefördert werden. Van Dinther, die seit anderthalb Jahren an der Spitze des Chorverbandes NRW steht, weiß aus eigener Erfahrung um die Herausforderungen, die ein solches Vorhaben mit sich bringt. Sie singt in einem deutsch-türkischen Projektchor mit, der aus etwa 50 Leuten besteht und bereits mehrere Auftritte absolviert hat. „Für uns sind die türkischen Texte schwer, für die türkischen Sänger die Mehrstimmigkeit“, sagt sie.

Dass „Eski Dostlar“ (deutsch: „Alte Freunde“) Mitglied im Chorverband NRW wird, sei ein Schritt zur Öffnung, sagt der 1. Vorsitzende Akin Olgun. „Wir möchten uns erweitern und auch Deutsche ansprechen. Unser Publikum soll internationaler werden“, erklärt Olgun. Sein Chor wurde 2005 gegründet. Man sei sehr dankbar dafür, dass der frühere Opern-Intendant Johannes Weigand die Voraussetzungen dafür geschaffen habe, dass man im Opernhaus proben könne, sagt der 1. Vorsitzende. Damit sei man vermutlich einer der wenigen Laienchöre in Deutschland, die einen solchen Probeort hätten.

Stolz ist der Chor zudem darüber, dass man mit Chorleiter Azer Güven einen Absolventen des Gazi-Institutes in Ankara hat, der im Fachbereich Musik einen Abschluss vorweisen kann. Zu Beginn der Probe macht er mit den Sängerinnen und Sängerin ein Einstimmen, indem er vom Klavier aus die Töne vorgibt. Beim Singen selbst kommen dann die traditionellen türkischen Instrumente zum Einsatz.

Beim Chorverband NRW rennt der Verein mit seinem Antrag offene Türen ein. Van Dinther zeigt bei der Akquise von ausländischen Chören keine Scheu, bislang begangene Wege zu verlassen. Es gehe nicht nur darum, dass die Chöre nebeneinander existierten, sondern auch etwas „miteinander machen“, sagt die CDU-Politikerin. Nirgendwo lerne man sich so gut kennen, wie beim Singen und Feiern.

Mit der Neuausrichtung möchte der Chorverband deutlich machen, dass der angestaubte Ruf der Chöre nicht angemessen sei. Beim Landeschor-Wettbewerb dieses Jahr (30. September bis 1. Oktober in Dortmund) soll es erstmals die Sparte „Interkulturelles“ geben, in der Chöre mit Menschen aus Zuwandererfamilien auftreten können.

Mehrere Hundert solcher interkulturellen Chöre gibt es derzeit Schätzungen zufolge in NRW. Diese Chöre wolle man als Verband nun nach und nach abklappern, sagt van Dinther. „Eski Dostlar“ wird nach seiner Aufnahme Mitglied im Bergischen Chorverband Solingen-Wuppertal. „Derzeit haben wir etwa 50 Mitglieder“, sagt der Vorsitzende des Bergischen Chorverbandes, Andreas Imgrund. Der Verband wurde gegründet, nachdem sich Ende 2015 der Sängerkreis Wuppertal aufgelöst hatte und mit der Kreis-Sängervereinigung Solingen zusammengegangen war.

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