Türken in Wuppertal: „Wenn du hier leben willst, solltest du Deutsch lernen“

Integration: Auf der Suche nach Perspektiven in der neuen Heimat.

Wuppertal. Eigentlich wohnt Aydin Sadi in Barmen. Aber beinahe jeden zweiten Tag kommt er ins Café Istanbul an der Gathe, um gemeinsam mit seinen Landsmännern Tee zu trinken oder Karten zu spielen. "In Barmen ist nichts los, türkische Kaffees gibt es eher in der Nordstadt, an der Friedrich-Ebert-Straße oder eben an der Gathe." Ob die Integration gescheitert sei, will Sadi nicht behaupten. Integration habe immer zwei Seiten. Immer wieder nennen die Männer die deutsche Sprache als Grundbarriere für erfolgreiche Integration. Das sehen sie wie alle Politiker, die die Sprachtests und Deutschkurse verordnen. Im Café selbst spricht kaum jemand fließend Deutsch. "Wenn du hier leben willst, solltest du Deutsch lernen", weiß Sadi und klopft seinem Freund auf die Schulter. "Ich habe durch meine erste Frau die Sprache gelernt, sie ist Deutsche."

Die deutsche Staatsbürgerschaft will Sadi nicht. "Warum?" Wenn ich Deutscher würde, hätte ich immer noch ein türkisches Herz. Trotzdem will er nicht mehr zurück in die Türkei. "Ich lebe seit 30 Jahren in Deutschland. In der Türkei kenne ich niemanden mehr".

Hauptthema der Männer ist aber immer wieder die verschärfte Arbeitssituation für Türken in Wuppertal. Arbeitslosigkeit und niedrige Löhne, die Café-Besucher finden, dass Türken ganz besonders davon betroffen sind. Aydin Sadi: "Wenn du den ganzen Monat durcharbeitest und dann gerade mal Strom und Miete bezahlen kannst, wovon sollst du dann leben?" Es sei frustrierend, besonders für junge Türken.

Die sitzen ein paar Straßen weiter zusammen, im Vereinshaus des Fußballvereins Fenerbahce. Mehmet Canan ist 19 Jahre alt und bestätigt, was Sadi sagt. Er warte schon lange auf eine Ausbildungsstelle. Die Situation auf dem Arbeitsmarkt für junge Türken sei schlecht. Auf seine Bewerbungen habe er noch nicht mal eine Antwort bekommen - trotz Hauptschulabschluss. Jetzt will er einfach so arbeiten gehen, was genau, das wisse er noch nicht.

Und da ist dann noch Celic Atacun. Vor der Tür, mitten auf der auf der Straße, schiebt er seinen mit Fladenbroten beladenen Rollwagen. Er kommt gerade aus der Bäckerei und bringt die Ware zum türkischen Supermarkt an der Gathe. Das mache er jeden Tag, sagt er. "Türken in Wuppertal arbeiten immer, den ganzen Tag lang", sagt er und ist verschwunden.

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