Hitze Trotz Abwassergebühr: Blumengießen ist in Wuppertal gratis

Wenige wissen, dass sich Bürger Teile der Abwassergebühr von der Stadt zurückholen können. Schließlich geht manches Wasser nicht in den Kanal.

Hitze: Trotz Abwassergebühr: Blumengießen ist in Wuppertal gratis
Foto: Stefan Fries

Wuppertal. Damit die Blumen bei Temperaturen um die 30 Grad nicht die Köpfe hängen lassen, müssen Gärtner in diesem Sommer besonders oft den Gartenschlauch aufdrehen. Die wenigsten machen sich wohl Gedanken darüber, dass sie für das Wasser aus dem Hahn Trinkwasser- und Schmutzwassergebühr zahlen.

In Wuppertal wird die Gebühr fürs Abwasser — wie in anderen Kommunen auch — am Trinkwasserverbrauch gemessen. Ganz nach dem Motto: Was aus dem Hahn kam, fließt auch wieder in den Abfluss. Dass das verbrauchte Wasser beim Blumengießen versickert und nicht die Kanäle belastet, erkennt die Gebührensatzung der Stadt an. Um das Geld allerdings von der Stadt erstattet zu bekommen, müssen Verbraucher tätig werden und einen Nachweis führen, wie viel Wasser sie im Jahr ihren Pflanzen gönnen.

„Um in den Genuss des Abzugs zu kommen, muss der Bürger in der Regel einen eigenen Wasserzähler einbauen“, sagt der städtische Finanz-Ressortleiter Norbert Dölle. Die kleine Gerätschaft kostet im Baumarkt je nach Ausführung zwischen 20 und 35 Euro. Der Eigentümer muss diesen Zähler einmal im Jahr ablesen, den Zählerstand protokollieren — etwa durch ein Foto — und dem Steueramt binnen eines Monats nach der jährlichen Turnusablesung des Trinkwasserzählers mit schriftlichem Antrag die gemessenen Mengen mitteilen.

Rund 1000 Anträge auf Gebührenermäßigung des Trinkwassers gehen laut Steueramtsleiter Christoph Berg jährlich bei der Stadt ein. „Das sind alles ganz unterschiedliche Fälle“, sagt Berg. So kennen nicht nur Hobby-Gärtner den Abwasser-Trick. Gewerbliche Betriebe wie Waschstraßen melden zwar kein Gießwasser — dafür zahlen sie aber weniger Abwassergebühr, weil sie nachweisen können, dass jeden Tag ein nicht unwesentlicher Anteil ihres Wassers verdunstet. Das belegen den Betreibern Gutachten, nach denen Waschanlagen ein Wasserverlust von rund 20 Prozent bescheinigt wird, SB-Waschanlagen sogar 24 Prozent. Auch Bäckereien oder Wäschereien machen auf ähnliche Weise Wasserverluste geltend.

Der private Verbraucher muss allerdings, so rät die Verbraucherzentrale NRW, ganz genau schauen, ob sich der Einbau eines Zählers lohnt. Zwar gibt es laut Steueramt in Wuppertal auch viele private Antragsteller, doch der Wasser-Verbrauch muss schon hoch sein, damit sich ein Aufrüsten lohnt — gerade für Menschen die für die Installation auch noch einen Handwerker beauftragen müssen.

Wer nachweislich 1000 Liter Wasser an die Blumen gibt, spart in Wuppertal 2,95 Euro an Schmutzwassergebühr. Das klingt zunächst nicht nach viel, laut Europäischer Umweltagentur fließen aber durch den Gartenschlauch rund 18 Liter pro Minute. Nach nicht einmal einer Stunde Bewässerung sind die 1000 Liter — zehn Badewannen voll Wasser — also schon verbraucht. Wer zudem für den Rasen noch Sprinkler-Anlagen einsetzt, verbraucht schnell merkliche Wassermengen.

Bei der Regenwassergebühr lässt sich ebenfalls Geld sparen, rät die Verbraucherzentrale. Auch hier gewährt die Stadt Ermäßigungen auf Antrag: 30 Prozent bei Ökopflastern, 50 Prozent bei Dachbegrünung und 50 Prozent bei Versickerungsanlage mit Notüberlauf. Nachweise in Form von Rechnungen und Fotos sind erforderlich.

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