Umwelt Trockenheit: Wuppertal will Bäume mit Wassersäcken retten

Wuppertal · 50 Säcke hat die Stadt bereits angeschafft, weitere 100 sind bestellt. Mit bis zu 80 Litern können sie befüllt werden. Aber wer macht das? Dem Forstamt fehlt es an Personal.

 Mit diesen Wassersäcken will die Stadt vor allem junge Bäume – wie hier den Feldahorn an der Düsseldorfer Straße – bewässern.

Mit diesen Wassersäcken will die Stadt vor allem junge Bäume – wie hier den Feldahorn an der Düsseldorfer Straße – bewässern.

Foto: Fischer, Andreas

Wuppertaler Straßenbäume werden jetzt per Wassersack bewässert. Die Säcke, die derzeit an rund 50 neuen Straßenbäumen hängen, sorgen für Tröpchenbewässerung. 80 Liter passen hinein und die werden über fünf bis neun Stunden an die Bäume abgegeben. Damit sollen vor allem junge Bäume, die an Standorten wie Hauptstraßen stehen, in den ersten drei bis fünf Jahren besser mit Wasser versorgt werden. Damit soll das Wurzelwachstum angeregt werden, damit der Baum sich versorgen kann, aber auch standfest wird. Gerade die Neupflanzungen sind pflegebedürftig und müssten in den ersten Jahren gegossen werden.

Die ersten Wassersäcke werden seit einem Jahr eingesetzt

Frank Jäger vom Team Baumpflege der Stadt Wuppertal erklärt, dass die Säcke seit diesem Jahr eingesetzt werden. Neben den 50, die schon angebracht wurden, seien 100 weitere bestellt. Die Kosten liegen bei rund 25 Euro pro Sack. Erste Säcke sind etwa an der Düsseldorfer Straße zu sehen oder an der Normannenstraße. Wenn mehr Wassersäcke eintreffen, sollen auch die Bäume am Döppersberg damit ausgestattet werden.

Die Säcke seien auch eine Reaktion auf das veränderte Klima. Denn durch die starke Hitze müssen die Bäume mehr gegossen werden. Gerade Straßenbäume seien davon sehr betroffen, erklärt Jäger, weil sie einerseits weniger Platz und Erde hätten, andererseits durch den Asphalt zusätzlich aufgeheizt würden.

Im Hitzesommer 2018 musste die Feuerwehr ausfahren, um die Straßenbäume zu bewässern. Schon jetzt gibt es wieder Gespräche zwischen dem Stadtberieb Grünflächen und Forsten und der Feuerwehr. Dass die Feuerwehrmänner wieder benötigt werden, ist abzusehen. Feuerwehrchef Ulrich Zander sagt, wenn es so weitergehe mit der Hitze, dann gehe er von einem ersten Einsatz in den kommenden ein bis zwei Wochen aus. Das sei zwar in den vergangenen Jahrzehnten schon zweimal vorgekommen, erinnert sich Zander, aber eben nicht in zwei Jahren hintereinander.

Dabei versuche die Stadt schon seit 20 Jahren die Bäume zu stabilieren, so Jäger: etwa durch Lava-Lösz-Substrat, das das Wasser halte, durch tiefere Baumgruben beim Einpflanzen, durch Drainagen für eine direkte Wasserversorgung.

Aber die Hitze mache es den Bäumen ebenso schwer, wie etwa der Starkregen im vergangenen Mai. Denn wenn zu viel Regen auf einmal fällt, kann der trockene Boden den nicht aufnehmen.

In Wuppertal gibt es rund
25 000 Straßenbäume. Jäger habe aber nur acht Leute im Straßendienst. Er hofft, mit der Besetzung alle zwei bis drei Tage die Säcke wieder auffüllen zu können. Die Lage sei früher einmal anders gewesen. Um das Jahr 2000 habe es noch 16 Mitarbeiter in seinem Team gegeben – bei etwa 10 500 Straßenbäumen. Und neben der Bewässerung müssen ja auch andere Dinge getan werden – etwa die Pflege und Begutachtung älterer, auch kranker Bäume.

Im Stadtbild hat sich in den vergangenen Jahren einiges verändert. Denn alte Bäumarten wie Platanen, Kastanien, Eichen und Robinien seien vielfach geschwächt, krankheitsbefallen. Das liege auch am Klima. In der Verwaltung suche man deswegen nach „Zukunftsbäumen“, die mit den neuen Wetterlagen besser zurechtkommen, die besser an die Zustände in der Stadt angepasst sind. So werden Bäume wie Gingkos, Schnurbäume, Feld- oder Säulenahorn oder Lederhülsenbäume gepflanzt, die dem Klimawandel besser trotzen können sollen. Sie kommen aus Asien oder Nordamerika.

Jäger wünscht sich mehr Personal, um den Bäumen in der Stadt gerecht werden zu können. Aber das müsse die Politik entscheiden. Für Kämmerer Johannes Slawig gibt es dafür erst einmal keine Möglichkeit. Er wisse nicht, wo er nach 25 Jahren knapper Kasse das Geld hernehmen soll, mehr Personal einzustellen. Nicht ohne, den nötigen Haushaltsausgleich zu gefährden. Mehr Mitarbeiter für ein Ressort könnten nur durch Kürzungen an anderer Stelle finanziert werden. Durch Umschichten. Aber wenn die Politik das wolle, müsste die Verwaltung das umsetzen.

Ob das so passieren kann, ist nicht abzusehen. Im 14-Punkte-Klimaschutzplan von Grünen und CDU kommen Stadtbäume und deren Pflege jedenfalls bislang nicht vor.

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