Wuppertal Trasse: Streit um Brückenabriss

Am Montag soll das Bauwerk abgerissen werden. Die Wuppertalbewegung hält das für unnötig und zu teuer.

Wuppertal: Trasse: Streit um Brückenabriss
Foto: Anna Schwartz

Wuppertal. Der am Montag beginnende Abriss und Neubau der Trassenbrücke über die Max-Planck-Straße in der Nachbarschaft des Carl-Duisberg-Gymnasiums hat den Streit zwischen der Wuppertalbewegung und der Stadtverwaltung neu entfacht. Carsten Gerhardt, Vorsitzender der Wuppertalbewegung, wirft der Stadt vor, sich mit dem Abriss für die teurere Lösung entschieden zu haben. Die Wuppertalbewegung fordert die Sanierung der 1878 erbauten Brücke. Die Stadtverwaltung weist alle Vorwürfe zurück.

Von den hohen Baukosten für einen Abriss und Neubau profitiere ein Ingenieurbüro, das selbst die „Wirtschaftlichkeitsbetrachtung“ der Brücke vorgenommen habe, kritisierte Carsten Gerhardt. Der WZ liegen Unterlagen vor, die belegen, dass das gleiche Ingenieurbüro sowohl mit der Kostenschätzung für die Instandsetzung als auch mit der Entwurfsplanung für die neue Brücke befasst war.

Zu einer Stellungnahme zur Brücke Max-Planck-Straße erklärte sich Baudezernent Frank Meyer nicht bereit, weil er sich „auf einen öffentlichen Disput unter solchen Bedingungen nicht einlassen möchte“.

Die Stadtverwaltung verweist auf einen Ratsbeschluss im Frühjahr, der den Abriss der Brücke vorsieht. Die neue Brücke wird 7,50 Meter breit sein und den Rad- und Gehweg in der Breite von sechs Metern überführen. Die Verwaltung sieht sich in der Pflicht, den Ratsbeschluss umzusetzen. Zumal die Aufträge für den Abriss und den Neubau erteilt worden seien. „Andernfalls kämen Regressforderungen auf die Stadt zu“, sagt Martina Eckermann vom Presseamt der Stadt Wuppertal. Die Aufträge seien zudem nicht an die Firma gegangen, die den Prüfbericht erstellt habe, sondern sie seien nach einem Rotationsverfahren an ein anderes Unternehmen vergeben worden, so Eckermann.

Die Wuppertalbewegung hatte außerdem kritisiert, dass sie mit dem Abriss vor vollendete Tatsachen gestellt würde. Auch diesen Vorwurf weist die Stadt zurück. Über die Brücke Max-Planck-Straße werde seit 2013 in der Lenkungsgruppe zum Trassenbau mit Beteiligung der Wuppertalbewegung diskutiert. Das von Carsten Gerhardt angemahnte Gespräch sei wegen Terminproblemen der Wuppertal-Bewegung nicht zustande gekommen. Auch in diesem Punkt gibt es eine Widerrede der Wuppertalbewegung. „Als Termin wurde uns der 18. August genannt — und das bei einem Baubeginn vier Tage später“, so Carsten Gerhardt.

Die Stadt beruft sich zudem auf die Verpflichtung gegenüber den Förderern Europäische Union und Land NRW, die Trasse 25 Jahre betriebsbereit zu erhalten. Die Brücke ist seit 2009 eingerüstet, um zu verhindern, dass abbröckelnde Steine auf die Straße fallen. Um zu entscheiden, ob man sanieren oder neu bauen soll, gab die Stadt 2013 eine Wirtschaftlichkeitsuntersuchung in Auftrag. Das Ingenieurbüro empfahl einen Neubau, auch die Wuppertalbewegung stimmte damals aus wirtschaftlichen Gründen zu. Nun befürchtet der Verein, dass der Neubau deutlich teurer als die Sanierung wird, die von dem Ingenieurbüro 2013 mit Kosten in Höhe von 355 000 Euro angesetzt wurde. Die Stadt plant die Summe von 570 000 Euro für Abriss und Neubau ein. Sie rechnet mit einer Bauzeit bis April 2017.

Die Stadt verschweige, dass der „Umweg von 60 Metern“ für die Trassennutzer einen Höhenunterschied von 17 Metern bedeute und dabei eine Hauptverkehrsstraße gekreuzt werden müsse. Diese Umleitung mit den Zugängen Giesenberg und Breslauer Straße hätte bei einer Sanierung der Brücke vermieden werden können, so Carsten Gerhardt. Die bereits aufgetretenen Verzögerungen und Kostensteigerungen beim Neubau der Trassenbrücke Wüstenhofer Weg nannte er als mahnendes Beispiel.

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