Totes Baby: Schlüssel-Test an 5000 Haustüren

In der Nähe des toten Babys vom Ascheweg lag ein Schlüsselbund. Die Polizei sucht mit einer groß angelegten Aktion das dazu gehörige Schloss.

Ronsdorf. Der Gedanke ist grausig für jeden, der durch Ronsdorfs Zentrum spaziert: Wie konnte das geschehen? Vor knapp vier Wochen entdeckte im gutbürgerlichen Stadtteil eine Frau, die am Picobello-Tag Müll sammeln wollte, hinter einer Parkbank am Ascheweg den Leichnam eines Säuglings. Die Polizei geht von einem Tötungsdelikt aus und ermittelt unter Hochdruck.

So waren, wie bereits am Mittwoch, auch heute 20 Uniformierte in Ronsdorf unterwegs, um an insgesamt fast 5000 Haustüren zu klingeln. "Guten Tag", grüßen freundlich die Polizisten Michael F. und Matthias D. - und schauen doch in entsetzte Gesichter. Die Bürger des Stadtteils sind aufgewühlt und reagieren eher ängstlich auf die unerwarteten Besucher, die einen Schlüsselbund präsentieren. "Diese Schlüssel wurden in der Nähe des Leichnams gefunden. Wir suchen das Schloss, das dazu passt."

Die Ronsdorfer zeigen durchweg Verständnis für die Schließ-Probe, die nun folgt. "Das ist völlig richtig so", sagt Karin Kammann und sieht zu, wie die Beamten ihr Türschloss zu öffnen versuchen. Sieben Schlüssel befanden sich an dem Bund, die zu Ermittlungszwecken vervielfältigt wurden. Zwei der Schlüssel waren doppelt vorhanden. Die meisten wurden von Fachleuten als Haustürschlüssel gedeutet, einer gehört wahrscheinlich zu einem Briefkasten.

Lässt ein Schlüsselbund mit einer solchen Kollektion bereits Folgerungen zu? Der leitende Ermittler Martin Kieczka ist vorsichtig: "Viele Leute tragen die Haustürschlüssel ihrer Verwandten oder Lebenspartner bei sich, das ist nicht weiter auffällig." Als erstaunlich könne man allenfalls werten, dass sich trotz der intensiven Suche, auch über die Medien, bislang niemand zu dem Verlust gemeldet habe.

Ein goldenes Kettchen sei möglicherweise Hinweis darauf, dass die Schlüssel einer Frau gehörten. Freilich sei keineswegs gesichert, dass dieses Schlüsselbund überhaupt etwas mit der Tat zu tun hat und dass es wirklich aus Ronsdorf stammt.

Dennoch konzentriert sich die Suche zunächst auf den Stadtteil. Ein Profil, das Experten vom Düsseldorfer Landeskriminalamt erstellt haben, grenzt derzeit einen Kreis von mehr als 100 Frauen ein, bei denen nun Speicheltests durchgeführt werden. Während diese laufen, wird weiterhin die Spur der Schlüssel verfolgt. Für Kieczka geht es dabei nicht allein darum, die passende Haustür ausfindig zu machen. "Uns ist ebenso wichtig, mit den Menschen direkt in Kontakt zu treten, auch am Rande Dinge zu erfahren, die uns weiterhelfen."

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