Totes Baby: Die Mutter (18) bleibt von der U-Haft verschont

Die Austauschschülerin aus den USA soll nun doch für den Tod ihrer neugeborenen Tochter verantwortlich sein.

Wuppertal. Vier Wochen, nachdem bei einer freiwilligen Müllsammel-Aktion im Wuppertaler Stadtteil Ronsdorf ein totes Baby gefunden worden ist, hat das Wuppertaler Amtsgericht gegen die Mutter des Mädchens Haftbefehl wegen des Verdachts auf Totschlag erlassen.

Die 18 Jahre alte Austauschschülerin aus dem US-Bundesstaat New Mexico bleibt aber gegen Meldeauflagen vom Gang in die U-Haft verschont. Vor einer Woche hatte die Frau schon einmal vor einem Haftrichter gestanden. Weil nicht zu klären war, ob das Kind nach der heimlichen Geburt noch gelebt hatte, bestehe kein dringender Tatverdacht auf Totschlag durch Unterlassen, hieß es damals. Die Frau blieb auf freiem Fuß. Die Schülerin verließ Wuppertal in Richtung Hessen, soll sich in die Obhut ihrer Austauschorganisation begeben haben.

Der Fall schien erledigt, zumal die 18-Jährige gegenüber der Kripo gesagt haben soll, sie habe eine Totgeburt erlitten, dann das Kind in psychischer Not in einem Gebüsch abgelegt. Dann tauchten am Mittwoch Baby-Fotos auf, die mit der Digital-Kamera der 18-Jährigen gemacht worden sein sollen. Laut Polizei ist auf diesen fünf Bildern die Mutter mit ihrem Säugling zu sehen. Der Rechtsmedizin in Düsseldorf wurden die Fotos vorgelegt. Vorläufiges Ergebnis: Das Kind auf den Fotos lebte.

Noch am Mittwoch bat die Wuppertaler Mordkommission ihre Kollegen in Frankfurt am Main um Amtshilfe. Am Abend wurde die 18-Jährige dort in einem Hotel festgenommen.

Staatsanwalt Heribert Kaune-Gebhardt sieht einen dringenden Tatverdacht und Fluchtgefahr: "Wir gehen davon aus, dass sie sich vom Frankfurter Flughafen aus in ihr Heimatland absetzen wollte."

Noch in der Nacht wurde die junge Frau von den Wuppertaler Fahndern ins Bergische Land überführt. Donnerstagmittag war der mehrstündige Haftprüfungstermin am Amtsgericht. Diesmal lagen die Mutter-Kind-Fotos als Beweismittel vor. Und: Die Ermittler präsentierten persönliche Notizen und Internet-Chats der Amerikanerin. Darin soll sie über ihr Baby sprechen.

Das Zimmer, das die 18-Jährige von September 2009 bis zu ihrer ersten Festnahme in der vergangenen Woche bewohnte, hat die Mordkommission versiegelt. Dort soll die Schülerin ihr Kind zur Welt gebracht haben - heimlich. Laut Rechtsanwalt Niemeyer hat die junge Mutter gegenüber der Kripo gesagt, sie habe eine Totgeburt erlitten. Auch am Donnerstag blieb der Ronsdorfer Rechtsanwalt dabei: "An meiner juristischen Bewertung hat sich nichts geändert." Niemeyer wird am Samstag den Reisepass seiner Mandantin bei der Polizei abgeben. Seine Mandantin werde weiterhin von ihrem Schweigerecht Gebrauch machen.

In Ronsdorf - dort besuchte die Frau ab September 2009 bis zur vergangenen Woche die Oberstufe der Gesamtschule - hat man längst einen Weg gefunden, mit dem Fall umzugehen. Die evangelische Kirchengemeinde kümmerte sich um die Beerdigung des Kindes und übernahm die Kosten. Wichtiger als die Frage der Bestrafung sei doch, dass die Kripo die Mutterschaft geklärt habe, heißt es im Stadtteil.

Um die Mutterschaft zu klären, hatte die Kripo in Ronsdorf bei mehreren Frauen auf freiwilliger Basis Speichelproben für eine DNA-Analyse genommen. Weil jetzt die Identität der Mutter geklärt ist, werden die Speichelproben der Frauen laut Staatsanwaltschaft vernichtet.

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