Tochter unter Polizeischutz - Vater vor dem Haftrichter

Eine Junge Libanesin (19) soll von der eigenen Familie entführt, geschlagen und mit dem Tode bedroht worden sein.

Wuppertal. Was am Dienstagnachmittag noch wie ein komplett aus dem Ruder gelaufener Familienstreit wirkte, hat mittlerweile eine neue Qualität bekommen. Am gestrigen Mittwoch beantragte die Staatsanwaltschaft gegen den Vater (46), den Bruder (23) und einen weiteren Mann (27) Haftbefehl. Der Vorwurf: Geiselnahme.

Wie berichtet, war die junge Frau mit ihrem Freund — ein Jordanier (21) — am Dienstag mit dessen Roller unterwegs. Gegen 13.05 Uhr habe der Mercedes der Familie auf der Kreuzung Badische Straße/Rauental den Roller gerammt. Die 19-Jährige wurde an Haaren und Armen in den Wagen gezerrt, der Fahrer — angeblich der eigene Bruder — fuhr davon.

Am Abend gab es dann Entwarnung. Die 19-Jährige wurde gefunden. Die Kripo stellte den Mercedes sicher, nahm Vater, Bruder und zwei weitere Männer fest. Mittlerweile soll die 19-Jährige den Vater und ihren Bruder schwer belasten. Demnach sei sie in einer Werkstatt festgehalten, geschlagen und mit dem Tode bedroht worden, sollte sie bei der Polizei über die Rammaktion aussagen. Der Vater selbst soll seine volljährige Tochter mit einem Schlüsselbund geschlagen haben. Die Frau sei jetzt an einem sicheren Ort und stehe unter Polizeischutz, hieß es am Mittwoch seitens der Ermittler.

Auch der Freund der jungen Frau hat mittlerweile zum Unfall ausgesagt. Demnach handelte es sich um ein gezieltes Umfahren, dass die Staatsanwaltschaft als gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr, mithin als Verbrechen wertet.

Der junge Rollerfahrer ließ sich im Krankenhaus untersuchen. Am Mittwoch war noch unklar, ob er bei dem Sturz womöglich doch innere Verletzungen oder Frakturen erlitten hat. Auch ihm habe man Polizeischutz angeboten.

Das Motiv? Nach derzeitigem Ermittlungsstand war die Familie gegen die Beziehung der beiden jungen Leute. Das Paar soll ausgesagt haben, schon vor der Rammaktion beschattet und bedroht worden zu sein. Die Familie aus dem Libanon lebt seit mehreren Jahren in Deutschland, galt bislang als unauffällig und integriert. Als Haftgründe nannten die Ermittler am Mittwochnachmittag beim Haftprüfungstermin Verdunkelungs- und Fluchtgefahr.

Die Ermittlungen dauern an.

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