Tierschützer weisen auf Leid im Hühnerstall hin

Protestzug führte am Samstag durch die Elberfelder Fußgängerzone.

Wuppertal. Was als 11.55 Uhr auf dem Zugfahrplan vermerkt ist, nennt man fünf vor zwölf, um höchste Eisenbahn anzudeuten. Real wie auch im übertragenen Sinn war es fünf vor zwölf, als sich am Samstag etwa 100 Tierschützer auf der Alten Freiheit trafen und Spruchbänder ausrollten. Fünf Demonstranten im Hühnerkostüm zwängten sich in einen Metallkäfig, Symbol für das erbärmliche Leben, das Geflügel in der Massentierhaltung führt. Wie es der Zufall wollte, genossen zwei Hunde vor dem Käfig ihre Freiheit. Tierliebe wird eben nicht jeder Spezies zuteil.

Die Werbung für Chicken Nuggets an der Imbissbude im Hintergrund rundete das widersprüchliche Bild ab. Derweil verlasen die Tierschützer grauenhafte Fakten aus dem kurzen Leben von Mastvieh. In der Freiheit hätten Hühner eine Lebenserwartung von bis zu 20 Jahren. Sie reduziert sich in der Massenhaltung auf fünf qualvolle Wochen, die sie in Dunkelheit zwischen verendeten Artgenossen und inmitten von Exkrementen zubringen.

Mit einer Trillerpfeife bewehrt, möchte Rainer Blum aus Leverkusen gegen solches Elend demonstrieren. Vegetarier sei er nicht, kaufe aber konsequent im Bioladen, um seinen bescheidenen Beitrag zu einem artgerechten Leben des Schlachtviehs zu leisten. Auch der Wuppertaler Schriftsteller Hermann Schulz nimmt an der Demonstration teil. Seit dem Sturz des chilenischen Präsidenten Allende gehe er regelmäßig auf die Straße, um seiner Meinung Ausdruck zu verleihen. Als Co-Autor des Buches „Schmeckt’s?“ sei ihm das Elend in der Massentierhaltung besonders deutlich geworden. Ihn freue es besonders , dass so viele jungen Leute an der Demonstration teilnähmen.

Passanten blicken unterdessen eher ratlos auf die Schar, die dann zum Demonstrationszug durch die Innenstadt antritt. „Das hat doch alles keinen Sinn“, entschuldigt sich Heiner Bastian dafür, dass er nicht am Protest teilnimmt. Bei manchen kommt die Botschaft auch gar nicht an, so bei einer Passantin. Natürlich wisse sie, wogegen da demonstriert werde: „Gegen die Forensik.“

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