Offen gesagt Tiere suchen ein Zuhause

Wuppertal. Der Kater Larry ist oberster Mäusejäger (Chief Mouser to the Cabinet Office) und hat einen festen Wohnsitz in 10 Downing Street, London. Um diesen Job dürfte ihn so manche Wuppertaler Katze beneiden, denn Larry hat als ehemaliger Streuner nun bleibendes Hausrecht — unabhängig davon, ob sein Personal wieder einmal aus politischen Gründen wechselt.

Die gemeine Hauskatze hingegen läuft Gefahr, bei einem Wohnungswechsel von Herrchen und Frauchen oder bei deren Urlaub vor die Tür gesetzt zu werden. In Wuppertal kann das doppelt unangenehm sein, denn in der Stadt gibt es kein Tierheim mehr. Seit Ende Juni ist es für die Öffentlichkeit geschlossen. Das ist ein Zustand, der für eine Stadt in der Größenordnung Wuppertals eine Schande ist. Bei einer Online-Umfrage der WZ haben sich 86 Prozent der Teilnehmer (knapp 1000) für ein neues Tierheim ausgesprochen. Eine Stadt, die stolz auf ihre ehrenamtliche Arbeit sein kann und in vielen Feldern soziale Verantwortung vorlebt, offenbart Schwächen beim Tierschutz.

Dass es zur Schließung des Tierheims gekommen ist, hat vielfältige Gründe. Ob es alleine am fehlenden Geld aufgrund sinkender Mitgliederbeiträge liegt — darüber lässt sich streiten. Die Anforderungen in der Tierhaltung sind enorm gestiegen, die dazu erforderliche Professionalisierung hat der Tierschutzverein noch nicht vollzogen. Daher gab es auch organisatorische Probleme. Dafür können aber die Tiere nichts.

Für viele Wuppertaler Tierfreunde war das Tierheim über Jahrzehnte die wichtigste Anlaufstation. Von dort wurden etliche Haustiere mit großem Erfolg und zur Zufriedenheit von Mensch und Tier in ein neues Zuhause vermittelt. Tiere sind keine Ex- und Hopp-Ware — der Tierschutzverein lebte das erfolgreich vor. Die Tiere aus dem Tierheim wurden geimpft und gechipt — vor allem aber gab es später regelmäßige Kontrollen, ob sie denn in fremder Obhut in der neuen Familie artgerecht gehalten wurden.

Die Verwaltung verweist auf die Kooperation mit Tierheimen in Remscheid oder Witten, wo die Wuppertaler Fundtiere seit 2012 abgegeben werden. Das scheint zu klappen, doch heißt das nicht auch für die Fundtiere: Aus den Augen aus dem Sinn? Die Auslagerung der Wuppertaler Probleme in die Nachbarstädte ist deshalb auf Dauer keine Lösung. Ohne Tierheim ist ein schlagkräftiger Tierschutzverein nicht denkbar.

Für dieses Dilemma gibt es noch keine Lösung, denn es wird noch Jahre dauern, bis der Tierschutzverein sein jetziges Domizil in Vohwinkel als Baugrundstück zu Geld gemacht hat und ein neues Heim schafft. Es sei denn, die Politik entdeckt das Thema für sich. Einnahmen aus der Hundesteuer sind seit Jahren zum Stopfen von Haushaltslöchern sehr willkommen. 16 000 Hundebesitzer zahlen die dritthöchste Hundesteuer in NRW. Würde nur ein Teil der Einnahmen für ein neues Tierheim verwendet, wäre dem Tierschutzverein, der dringend Anschub und neue Mitglieder benötigt, schon geholfen. Vielleicht hilft aber nur Bellen und Maunzen damit das Problem endlich wahrgenommen wird.

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