Tiefe Einschnitte bei der Bergischen Volkshochschule

Neue Vergabepraxis in Qualifizierung sorgt für Schieflage. Standort Lenneper Straße vor dem Aus.

Wuppertal. Im Fachbereich Beschäftigung und Qualifizierung der VHS gibt es in den nächsten zwei Jahren deutliche Kürzungen. Das kündigte Kämmerer Johannes Slawig bei der Zweckverbandsversammlung der Bergischen Volkshochschule Solingen Wuppertal an. Der Personalbestand werde an das Ausbleiben einkalkulierter Finanzmittel angepasst. Auch der VHS-Standort an der Lenneper Straße wird demnach nicht aufrecht zu erhalten sein.

Hintergrund ist eine Änderung der Vergabepraxis seitens der Arbeitsagentur und der Jobcenter. Aufgrund neuer Vorgaben werden weniger Menschen in sogenannte Arbeitsgelegenheiten zur Qualifizierung und Eingliederung in den Arbeitsmarkt (Ein-Euro-Jobs) vermittelt.

So betrug die Auslastungsquote der verfügbaren 832 Plätze im ersten Quartal 2011 im Vergleich zu 2010 lediglich 67 Prozent. 2012 ist nur noch ein Drittel zu erwarten, sagte Slawig. Außerdem werden die Maßnahmen nur noch im Ausschreibeverfahren vergeben. Dabei hat die Bergische VHS wegen ihrer Strukturen einen prinzipiellen Wettbewerbsnachteil — und andere Träger erhalten den Zuschlag.

Die Folge: Die ungenutzten Kapazitäten führten zu Kosten, die nicht mehr durch eine entsprechende Teilnehmerzahl refinanziert werden. Dadurch kann sich der Fehlbetrag von derzeit 830 000 Euro auf 2,2 Millionen Euro im Jahr 2012 erhöhen. Die Einsparungen bei den Personalkosten sollen allerdings ohne betriebsbedingte Kündigungen gelingen. Die betroffenen Mitarbeiter wurden in einer Betriebsversammlung bereits über andere Einsatzmöglichkeiten informiert.

Bereichsleiterin Monika Biskoping kritisierte die von außen herangetragene Entwicklung. Betroffen sei das Kernstück der VHS, diejenigen, die ausgebildet werden möchten. Das ist der eigentliche Skandal, dass Menschen nicht mehr qualifiziert werden sollen, sagte sie, bevor das Gremium die Vorsitzende Renate Warnecke beauftragte, ein donnerndes Schreiben an die Wuppertaler Bundestagsabgeordneten zu schicken.

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