„Gute Schule 2020“ Thomas Lehner: „Schulsanierung darf nicht nur Wahlkampfthema sein“

Das Förderprogramm des Landes „Gute Schule 2020“ läuft noch drei Jahre. Danach gibt es aber immer noch viel zu tun.

Wuppertal. Ein Thema, das Politik, Stadtverwaltung und Bürger gleichermaßen umtreibt, ist der große Bedarf an Sanierung bei Schulgebäuden. Zuletzt hatte der landesweite Ärger um unhaltbare Zustände auf den Schultoiletten für Aufsehen gesorgt — auch in Wuppertal ein Thema.

Durch das Förderprogramm des Landes „Gute Schule 2020“ wurden einige bereits geplante Sanierungen erweitert oder neue hinzugenommen. „Wir haben nicht vor, auch nur einen Euro aus dieser Förderung liegenzulassen“, betont Thomas Lehn, Produktmanager für Schulen beim städtischen Gebäudemanagement. Deshalb sei es das Gebot der Stunde, große Projekte anzugehen, keine kleinteiligen. Insgesamt stehen Wuppertal 49,3 Millionen Euro Förderung zu, das macht 12,3 Millionen im Jahr. Das Gebäudemanagement will in diesem Jahr mithilfe der Förderung 55 Million im Bereich Schulen umsetzen.

Derzeit laufen 70 verschiedene Maßnahmen parallel, das bedeutet, sie befinden sich im Bau oder in der Planung. Verwendung für das Geld gibt es in jedem Fall. Zum einen sind da die brandschutztechnischen Mängel, die es in einigen Gebäuden zu beheben gilt, auch weil die Bestimmungen sich über die Jahre verändert haben. Zum anderen sind in vielen Schulen Schadstoffe wie PCB, Asbest und künstliche Mineralfasern verbaut, die langfristig nicht bleiben dürften.

Der größte Punkt seien jedoch die Umbauten wegen nicht mehr zeitgemäßer räumlicher Aufteilung. „Das pädagogische Konzept entspricht nicht mehr dem von vor 30 bis 50 Jahren, als viele der städtischen Schulen gebaut wurden“, so Thomas Lehn. So sei die klassische Aufteilung eines Gebäudes in Flure und Klassenzimmer überholt. Heute müsse es Kommunikationszonen, Differenzierungsräume und dergleichen geben.

In der Grundschule an der Kurt-Schumacher-Straße wurde das Konzept bereits umgesetzt, die Arbeiten abgeschlossen. „Wirklich positiv ist, dass es jetzt an jedem Klassenraum einen Differenzierungsraum gibt“, erklärt Schulleiterin Gabriele Westkott. Dort können kleinere Gruppen arbeiten, Gruppenintegration mit den Integrationshelfern stattfinden oder Kinder einen Vortrag vorbereiten. Für eineinviertel Jahr wurde der Schulbetrieb ausgelagert. Dafür ist die Schule jetzt kernsaniert, auch die sanitären Anlagen auf dem neuesten Stand.

Für Thomas Lehner sind die Landesfördermittel ein wichtiger Bestandteil zur Realisierung einer guten schulischen Struktur in der Stadt. „Und auch nach 2020 werden wir weiter auf Unterstützung angewiesen“, sagt er mit Blick auf die Landtagswahl am 14. Mai. „Schulsanierung darf nicht nur Wahlkampfthema sein.“ Das Personal in der Verwaltung sei dünn besetzt, gleichzeitig steige der Bedarf an Schulraum durch offenen Ganztag und wachsende Schülerzahlen stetig. Im Wuppertaler Osten, in Wichlinghausen, brauche es etwa dringend eine neue Grundschule. „Gleichzeitig wird es immer schwieriger, Architekten zu finden, die für den öffentlichen Dienst, also für die Stadt, arbeiten wollen“, sagt Lehn. „Denn durch den Bauboom sind die Verdienstmöglichkeiten auf dem freien Markt höher.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort