Teures Gas: Immer weniger zahlen

Die Stadtwerke haben derzeit Außenstände in Höhe von etwa vier Millionen Euro – und es werden mehr.

Wuppertal. Die rasant steigenden Energiekosten treffen die Wuppertaler mit voller Wucht. Ende des Jahres werden die Stadtwerke ihre Gaspreise um etwa 20 Prozent erhöht haben - und noch mehr Menschen in der Stadt sind dann nicht mehr in der Lage, oder aber nicht mehr willens, ihre Rechnungen zu bezahlen. "Wir gehen davon aus, dass wir mehr säumige Zahler haben werden, wenn die Gaspreise wie angekündigt am 1. August steigen werden", prophezeit Rainer Gutseel, der Leiter des Forderungsamanagements bei den Stadtwerken.

Schon heute stehen etwa 5000 Wuppertaler bei den WSW mächtig in der Kreide. Insgesamt belaufen sich die Außenstände der Stadtwerke derzeit auf etwa vier Millionen Euro. Davon, so Gutseel, kann ein großer Teil nicht mehr eingetrieben werden. Jedes Jahr müssen die WSW etwa 1,5 Millionen Euro abschreiben.

Der Anstieg säumiger Zahler ist nach Einschätzung des Abteilungsleiter exorbitant und verläuft nicht linear. Gutseel versucht seit 1986, die Außenstände des Energieversorgers einzutreiben und musste in den vergangenen Jahren feststellen, dass dieses ohnehin harte Geschäft immer schwieriger wird.

Aus diesem Grund haben die Stadtwerke mittlerweile den Turnus für die Abschlagszahlungen verkürzt. Konnten WSW-Kunden früher noch alle zwei Monate Strom und Gas bezahlen, so werden die Rechnungen mittlerweile monatlich abgebucht. Etwa 75 Prozent der Kunden haben eine Einzugsermächtigung erteilt.

Wie massiv das Problem mit säumigen Zahlern für die Stadtwerke mittlerweile ist, veranschaulicht auch folgende Zahl: Etwa 25000 der insgesamt 180000 Wuppertaler Energiekunden gelten als widerspenstige oder säumige Zahler, die immer wieder Probleme bereiten.

Es sind nicht nur Mieter, mit denen das Forderungsamanagement Kontakt aufnehmen muss. "Wir haben auch immer wieder mit Hauseigentümern oder aber Verwaltungsgesellschaften massive Schwierigkeiten", skizziert Gutseel. Ausbaden müssen die Misere allerdings die Mieter, wenn es zu einem Lieferstopp kommt. "Wir empfehlen dann immer, sich rechtlich beraten zu lassen. Man kann etwa eine Mietergemeinschaft gründen, uns das Geld überweisen und es direkt von der Miete an den Eigentümer abziehen", schildert Gutseel eine mögliche Vorgehensweise.

Das ist vor allem vor dem Hintergrund wichtig, dass die WSW rigoros gegen Nichtzahler vorgehen. Laut Gutseel wird auch einer mehrköpfigen Familie Gas und Strom abgestellt, wenn diese nicht zahlt - auch im Winter.

"Wichtig ist, dass die Menschen zu uns kommen und mit uns reden. Dann können wir vieles möglich machen", appelliert der Abteilungsleiter. Wer jedoch den Kopf in den Sand steckt, der bekommt nach der zweiten Mahnung die Mitteilung, dass die Energie gesperrt wird. Dann hat er noch vier Wochen Zeit - und danach wird’s dunkel und kalt. Übrigens: Auch das Sperren und Wideranschließen von Gas und Strom ist teuer: 100 Euro werden dafür fällig.

Pro Woche sperren die Wuppertaler Stadtwerke drei Anschlüsse. Auch in diesem Bereich ist die Tendenz steigend. Die widerspenstigen Gaskunden werden dabei immer schlauer. So ziehen viele einfach aus - und dann in die nächste Wohnung ein. Dort gibt es noch Strom und Gas, und wenn das dann gesperrt wird - dann geht es in die nächste Wohnung.

"In Wuppertal stehen schätzungsweise bis zu 12.000 Wohnungen leer, viele Vermieter sind froh über jeden Mieter, die überprüfen die nicht mehr so genau wie früher", weiß Gutseel. Es hat etwas von Hase und Igel: Die Stadtwerke sperren wieder, die Schuldner ziehen weiter.

Es gibt jedoch auch viele Menschen in der Stadt, die die Gaspreise einfach nicht bezahlen können. Mehrere Tausend versuchen mit Ratenzahlungen ihre Rückstände bei den WSW zu begleichen. Ein mühsames Geschäft.

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