Test in Wuppertal Radfahren auf der Busspur – ist das sicher?

Wuppertal · Trotz Bedenken der Stadtwerke sind in Wuppertal drei Busspuren für Radfahrer freigegeben worden. Doch ist das sicher? Verkehrsexperten äußern sich zu den wichtigsten Fragen.

Radfahren auf der Busspur.   Archivfoto: Andreas Fischer

Radfahren auf der Busspur. Archivfoto: Andreas Fischer

Foto: Fischer, Andreas (f22)

Die Öffnung von Busspuren für den Radverkehr ist ein emotionales Thema. Es geht um Angst und Frust. Vor dem inneren Auge fühlt der Radler schon jetzt die drohenden Scheinwerfer des Busses in seinem Nacken, während sich die Fahrgäste bereits um mutmaßliche Verspätungen sorgen, weil der Bus plötzlich nur noch so fix von der Stelle kommt, wie der Vordermann in die Pedale tritt.

Der Verkehrsausschuss hat nun trotzdem drei Busspuren für Radler freigegeben. Und das, obwohl die Wuppertaler Stadtwerke in ihrer Rolle als Verkehrsbetrieb von diesem Schritt abgeraten haben. Sabine Schnake von den WSW berichtete in der Sitzung, dass die Stadttochter die Öffnung grundsätzlich ablehne: „Aus Sicherheitsgründen und aus Gründen der Fahrplan-Einhaltung.“ Und Barbara Stenzel (WfW) befand: „Wir sind nicht der Meinung, dass sich Bus und Radfahrer vertragen.“

Doch wie oft treffen Bus und Radler jetzt eigentlich aufeinander? Die freigegebene Busspur Neuenteich ist 200 Meter lang, die Busspur am Oberen Grifflenberg unter 500 Meter, ebenso wie der Abschnitt auf der Bundesallee zwischen Kasinostraße und Robert-Daum-Platz. Zudem ist die Busspur bekanntlich die meiste Zeit über eine freie Spur.

Daher freut sich Klaus Lang, Vorsitzender des ADFC-Kreisverbandes, auch über die Öffnung. Denn dort, wo nun auf der Busspur geradelt werden darf, gibt es derzeit keine gleichwertigen Alternativen zur Fahrt auf der Straße. Der Radler, der die Busspur rechts neben sich hat, stecke heute noch oft in der Falle zwischen Bus und Autos. „Im Moment ist die Situation viel gefährlicher. Da sind 20 Zentimeter zwischen Außenspiegel des Busses und Schädeldecke“, sagt Lang. Und weil das so ist, fahren aus seiner Erfahrung sowieso heute schon weit mehr als die Hälfte der Radler auf der freien Busspur.

Polizei: „Unfälle
sind sehr selten“

So nimmt das auch die Polizei wahr. Trotzdem passierte zwischen Bus und Radler bislang wenig. „Solche Unfälle sind sehr selten“, sagt Polizeisprecher Stefan Weiand. Der Radler sei auf der Busspur gut sichtbar. Eine weitere Zahl setzt die Öffnung der Busspur in Perspektive: Nur 92 Radfahrer wurden 2017 im Wuppertaler Straßenverkehr verletzt. Das ist eine Positiv-Rekordzahl in NRW. Ebenso wie die sehr niedrige Raddiebstahl-Bilanz deuten diese Daten darauf hin, dass die Wuppertaler sich sowieso nicht so gerne in der City aufs Rad setzen. Der Ansturm auf die Busspur dürfte daher ausbleiben.

Und wenn doch einmal ein Radler nicht von der Stelle kommt? Dann passiert wohl das Selbe, was auch geschieht, wenn ein Auto illegal auf der Busspur parkt. Es wird überholt. Da ändert es auch nichts, dass Dezernent Frank Meyer in der Sitzung betonte, dass die Außenlinie der Busspur offiziell nicht überfahren werden darf. Um das Problem zu umgehen schlug Meyer vor, die Busspur in eine Fahrradspur umzuwandeln - und dort Busse zuzulassen.

Das charmante an der jetzigen Lösung ist jedoch, dass sie fast keinerlei Zusatzkosten verursacht. Rund 1000 Euro sollen die zusätzlichen Schilder kosten. Die Freigabe soll jetzt nach dem Beschluss „kurzfristig“ erfolgen.

Um auf Nummer sicher zu gehen stimmte der Verkehrsausschuss auf Änderungsantrag der CDU dafür, aus der Öffnung der Busspuren – es sollen noch weitere folgen – einen zweijährigen Versuch zu machen. Dass die Politiker nach einer Diskussion die Hand dafür gehoben haben, zeigt auch Mut: So ist es doch schwer, vor so einer Maßnahme zu beweisen, dass sie eigentlich ganz harmlos sein könnte. Doch nur mit solchen Entscheidungen kann sich Wuppertal in winzigen Schritten zum weit entfernten Ziel „Fahrradstadt“ aufmachen.

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